USK-Jahresstatistik 2023: Neue Prüfregeln führen zu höheren Alterseinstufungen

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat im Jahr 2023 insgesamt 1.876 Verfahren zur Alterskennzeichnung digitaler Spiele in Deutschland durchgeführt. Dies stellt einen leichten Rückgang im Vergleich zu den 1.958 Verfahren im Vorjahr dar. Eine wesentliche Neuerung in diesem Jahr war die Berücksichtigung von Nutzungsrisiken wie In-Game-Käufe und Lootboxen, die in den Prüfprozess eingeflossen sind. Diese Reform resultiert aus den Anpassungen des Jugendschutzgesetzes und hat bei etwa einem Drittel der geprüften Spiele mit Online-Funktionen zu höheren Altersfreigaben geführt.

Die neuen Prüfregeln der USK zielen darauf ab, den Kinder- und Jugendschutz zu verbessern. Insbesondere bei Mechanismen, die langanhaltendes Spielen oder Kaufdruck erzeugen, wie beispielsweise Lootboxen, wurde verstärkt auf die Risiken geachtet. In 70 Prozent der Fälle wurden Vorsorgemaßnahmen und Zusatzhinweise als ausreichend bewertet, um die Risiken zu mindern.

Lorenzo von Petersdorff, stellvertretender Geschäftsführer der USK, betonte die Bedeutung dieser Entwicklung: „2023 war für die USK ein intensives, aber auch spannendes Jahr. Erstmals werden bei der Prüfung von digitalen Spielen auch Nutzungsrisiken berücksichtigt, die bei entsprechendem Risikopotenzial zu einer höheren Altersfreigabe führen können. Diese Entwicklung stellt eine wichtige und zukunftsweisende Weiterentwicklung des regulatorischen Umfelds für digitale Spiele dar.“

Zusätzlich zur nationalen Prüfstatistik gab es auch Fortschritte im internationalen Kontext. Das IARC (International Age Rating Coalition) System wurde erstmals in das „Insel-Creator-Programm“ des Online-Spiels Fortnite integriert. Dieses Programm erlaubt unabhängigen Entwicklern, eigene Inhalte für das Spiel zu erstellen, wobei das IARC-System zuverlässige und vertrauenswürdige Bewertungen bereitstellt. Plattformen wie der Google Play Store, Nintendo eShop, Microsoft Store, PlayStation Store, Meta Store und Amazon Luna nutzen bereits dieses Bewertungssystem.

Ein weiterer Meilenstein war der Beitritt der Taipei Computer Association (TCA) aus Taiwan zum IARC-System, was die globale Reichweite und Präsenz der Alterskennzeichen deutlich erhöht hat.

Einführung neuer Prüfregeln für Nutzungsrisiken und Zusatzhinweise bei Alterskennzeichen

Seit Januar 2023 berücksichtigen die USK-Prüfgremien erstmals auch Nutzungsrisiken im Altersfreigabeverfahren auf Grundlage des Jugendschutzgesetzes (JuSchG). Dazu gehören beispielsweise Funktionen wie Chats, In-Game-Käufe und Kaufmechanismen nach dem Zufallsprinzip wie Lootboxen. Darüber hinaus wurden die Alterskennzeichen der USK um textliche Hinweise ergänzt. Diese helfen Eltern, auf einen Blick zu erkennen, was sie im Spiel erwartet, und schaffen so größtmögliche Transparenz.

Von den geprüften Spielen mit Online-Funktionen wie Kauf- oder Kommunikationsmöglichkeiten erhielten etwa 30 Prozent aufgrund von Nutzungsrisiken eine höhere Alterseinstufung. Dabei standen vor allem Monetarisierungsmodelle wie Lootboxen, Pay2Win-Mechanismen sowie intransparente In-Game-Shops besonders im Fokus. Auch Mechanismen, die Druck zum Vielspielen ausüben, wie etwa bestimmte Ausgestaltung von Comeback-Gifts, Push-Nachrichten, Sanktionieren von Nicht-Spielen oder Season-Passes sowie Kommunikationsrisiken wie ungesicherte Chats oder Standortweitergabe führten zu einer höheren Altersfreigabe.

Verteilung Freigaben 2023 - Jahrestatistik - Quelle: USK
Verteilung Freigaben 2023 – Jahrestatistik – Quelle: USK

Bei den übrigen 70 Prozent der Spiele mit Online-Funktionen hielten die USK-Prüfgremien die zusätzlichen Hinweise in Verbindung mit technischen Vorkehrungen für ausreichend, um mögliche Risiken zu mindern. Hierzu zählten beispielsweise Tools, um die Kommunikation mit anderen Spielerinnen einzuschränken, unangemessene Chats zu melden oder unerwünschte Mitspielerinnen zu blockieren. Positiv im Sinne des Jugendschutzes wurde auch die Beschränkung von Ausgabenlimits oder der Spielzeit durch Eltern bewertet. Bei der Abwägung spielte auch eine Rolle, ob ein Spiel aufgrund jugendschutzrelevanter Inhalte bereits eine höhere Alterseinstufung erhalten hat.

Alterskennzeichen im klassischen Prüfverfahren: 1.876 Prüfungen durchgeführt

Im Rahmen des klassischen Prüfverfahrens hat die USK im Jahr 2023 insgesamt 1.876 Prüfvorgänge zur Alterskennzeichnung digitaler Spiele in Deutschland organisiert und durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr (2022: 1.958 Prüfverfahren ) bedeutet dies einen Rückgang um rund 4 Prozent. Zurückzuführen ist das unter anderem darauf, dass die letzte Konsolengeneration wie etwa die PS4 oder Xbox One nicht mehr so stark unterstützt wird.

Bei der Verteilung der Alterskennzeichen gibt es zwar leichte Verschiebungen, insgesamt zeigt sich aber, dass die Altersstruktur der Altersfreigaben über alle Prüfverfahren hinweg weiterhin einen deutlichen Schwerpunkt bei den Altersfreigaben „USK 0“ bis „USK 12“ aufweist. Das spiegelt sich auch in der Genreverteilung wider. Arcade-Spiele (Racer, Geschicklichkeitsspiele etc.) liegen nach wie vor mit großem Abstand an der Spitze und konnten im Vergleich zum Vorjahr weiter zulegen.

Während im Jahr 2023 rund 20 Prozent der eingereichten Spiele das Alterskennzeichen „USK 0“ erhielten, waren es im Vorjahr noch 22,3 Prozent. Der Anteil der Altersfreigabe „USK 12“ stieg hingegen von 35,5 Prozent (2022) auf 39,3 Prozent (2023). Der Anteil der Altersfreigabe „USK 16“ ist prozentual weiter gesunken, von 18,4 Prozent im Vorjahr auf 17,2 Prozent im Jahr 2023. Lediglich in 0,1 Prozent der Fälle wurde eine Kennzeichnung verweigert, da die Prüfgremien eine mögliche Aufnahme in die Liste jugendgefährdender Medien (Indizierungsvermutung) durch die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) nicht ausschließen konnten. Der Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (0,3 Prozent).

Alterskennzeichen für Online-Spiele und Apps: Fortnite integriert das IARC-System für Insel-Creator-Programm

Mit mehreren Millionen Kennzeichen pro Jahr blieb die Zahl der online vergebenen Alterskennzeichen für Apps und Online-Spiele im Rahmen des IARC-Systems auch im Jahr 2023 konstant hoch. Die Alterskennzeichen des internationalen IARC-Systems werden auf allen angeschlossenen Plattformen angezeigt und erreichen monatlich mehr als vier Milliarden aktive Geräte auf dem Markt.

Neben den Gründungsinstitutionen ESRB (Entertainment Software Rating Board) in Nordamerika, PEGI (Pan European Game Information) in Europa und der USK in Deutschland gehören heute auch ACB (Australian Classification Board) in Australien, ClassInd (Classifição Indicativa) in Brasilien und GRAC (Game Rating and Administration Commitee) in Südkorea zum IARC-System. Mit der TCA (Taipei Computer Association) in Taiwan hat sich 2023 eine weitere internationale Institution zur Altersbewertung von digitalen Spielen dem IARC-System angeschlossen.

Darüber hinaus hat sich im Jahr 2023 die Zahl der angeschlossenen Online-Plattformen erweitert. Neben dem Google Play Store, dem Nintendo eShop, dem Microsoft Store, dem PlayStation Store, dem Meta Store und Amazon Luna hat 2023 auch das Online-Spiel „Fortnite“ das IARC-System für das Insel-Creator-Programm integriert. Damit hat sich eine weitere internationale Spieleplattform dem globalen System angeschlossen. Es werden jeden Tag 1500 neue Fortnite-Inseln eingestuft. Mittlerweile tragen über 200.000 Inseln ein IARC-Kennzeichen. Das Online-Spiel Fortnite entwickelt sich zunehmend zu einem vielfältigen Ökosystem, das aus zahlreichen Spielen und Erlebnissen von Epic und unabhängigen Entwicklern, sogenannten Creatorn, besteht. Das IARC-Bewertungssystem bietet Eltern und Spieler*innen Zugang zu zuverlässigen und vertrauenswürdigen Bewertungen. So können sie fundierte Entscheidungen darüber treffen, welche Spiele sie spielen und wie sie sie spielen möchten.

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