German Dev Days 2025: Indie-Award und Hall-of-Fame-Ehrung in Frankfurt

Zum zwölften Mal wurden am Abend des ersten Konferenztages der German Dev Days (GDD) die Indie Awards verliehen. Schauplatz war erneut der Saalbau Gallus; die Preisvergabe wurde live via Twitch übertragen und parallel auf einer eigens eingerichteten Steam-Event-Seite begleitet.

Bei den GDD Indie Awards 2025 wurden die besten deutschen Independent-Spiele in einer Zeremonie geehrt, die so unkonventionell wie die Szene selbst war. Der Abend bot weit mehr als nur Preisverleihungen: Unter der chaotisch-charmanten Moderation von Stefan Marzinek und Stefan Reichert entwickelte sich eine Veranstaltung, die von humorvollen Pannen, emotionalen Momenten und einem unmissverständlichen Bekenntnis für eine offene und diverse Gesellschaft geprägt war.

Schon die Eröffnung machte deutlich, dass dies keine gewöhnliche Gala werden würde. Mit einem Augenzwinkern wurde das Moderationsduo Stefan Marzinek (Geschäftsführer Assemble-Entertainment) und Stefan Reichert (devcom) mit einem „lauten Mitleidsapplaus“ auf die Bühne gebeten – eine Anspielung auf die Pannen des Vorjahres. Diese selbstironische Art zog sich durch den gesamten Abend, sei es durch wiederkehrende technische Probleme mit den Mikrofonen, die humorvoll kommentiert wurden, oder durch die eingespielten Videoclips, die laut den Moderatoren „seit fünf Jahren nicht erneuert“ wurden. „In all den Jahren davor hat sich das, was wir beide hier auf der Bühne machen, immer schon dadurch ausgezeichnet, dass es bis ins Detail vorbereitet war“, witzelte Reichert und erntete Lacher aus dem Publikum.

Ein T-Shirt mit Botschaft: Klares Bekenntnis gegen Rechts

Inmitten der lockeren Atmosphäre setzten die Veranstalter ein starkes politisches Zeichen. Stefan Reichert nutzte die Bühne, um seine Haltung gegen Rechtsextremismus deutlich zu machen. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Impotenzler“ – eine Beleidigung, die er regelmäßig in den Kommentarspalten seiner Social-Media-Kanäle von Anhängern der AfD erhält.

„Ich mache unheimlich viel Content gegen die AfD“, erklärte Reichert dem Publikum. „Und eine der wundervollen Beleidigungen, die ich mir immer wieder anhören muss, ist nicht etwa nur, du bist ein Schlafschaf, sondern du bist ein Impotenzler.“ Statt sich darüber zu ärgern, eignete er sich den Begriff an. „Dann trage ich einfach voller Stolz bei jeder Gelegenheit, so wie heute, einfach ein T-Shirt, wo drauf steht, ja, ich bin ein Impotenzler.“ Seine Rede gipfelte in einem leidenschaftlichen Appell: „Wir lassen uns nämlich unsere wundervolle bunte und liberale Welt nicht von diesen Drecksäcken kaputt machen!“ Das Publikum reagierte mit tosendem Applaus.

Fördermittel des Bundes

Reichert nutzte die Bühne für einen expliziten Aufruf an Indie-Studios, Projektanträge bei den 125 Mio. € umfassenden Bundes-Games-Fördermitteln sowie beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) einzureichen. Zugleich verwies er auf zusätzliche Landesprogramme und hob hervor, dass für unabhängige Entwickler „bisher keine bessere Zeit“ geherrscht habe.

Überraschung in der „Hall of Fame“

Dieser Haltung schloss sich auch der erste Preisträger des Abends an. In einer kurzfristigen Programmänderung wurde der Games-Anwalt Kai Bodensieg in die „Hall of Fame“ aufgenommen – nur möglich, weil sein Zug nach Berlin ausgefallen war. In seiner Dankesrede betonte er, dass sein politisches Engagement aus dem Wunsch heraus entstanden sei, seinen Töchtern keine Welt zu hinterlassen, die von Hass geprägt ist. Er wolle etwas „gegen diesen braunen Sumpf, der sich da auftut“ unternehmen. Für sein Engagement erhielt er nicht nur die Trophäe, sondern auch 500 €, die er für einen guten Zweck spenden wird. Noch am Vormittag hielt er den Workshop „Gründen in der Games Industrie“ ab, wie bereits in den letzten Jahren.

Die Gewinner: 10.000 Euro für die Indie-Szene

Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 10.000 Euro vergeben, die traditionell in die Weiterentwicklung der Projekte oder in wohltätige Zwecke fließen sollen. Der große Gewinner des Abends war das Team von Roofkat Media.

KategoriePreisgeldGewinner*inStudio / HerkunftKurzbegründung laut Laudatio
Bestes Spiel3.000 €Mindlock: The ApartmentRoofkat Media, Neunkirchen/Saar„Emotionales Point-&-Click-Adventure mit starker Erzählstruktur“
Bester Klang1.500 €Mindlock: The ApartmentRoofkat MediaLive-Instrumentierung durch Komponist Chris Kohla überzeugte die Jury
Bestes Aussehen1.500 €GhostboyTwo Black BirdsStilistisch konsistente Low-Poly-Ästhetik
Bester Prototyp1.000 €Map Map – A Game about MapsPipo Games, HamburgInnovativer „Cozy Exploration“-Ansatz mit eigenem Kartografiesystem
Beste Biberkacke (schlechtestes Spiel)0 €– (keine Einreichung ausreichend „schlecht“)Preisgeld wurde den Hall-of-Fame-Spenden zugeschlagen
Hall of Fame500 € Spende → 100 € aufgestocktKai BodensiegBerlinJury-Ehrung für Verdienste um die Indie-Förderlandschaft

Programm-Besonderheiten und Ausblick

Die Humorkategorie „Beste Bieberkacke“ blieb 2025 unbesetzt – laut Marcinek war die einzige Einreichung „nicht schlecht genug“. Ein wiederkehrender Running-Gag war der Verweis auf die Gala-Videos, die seit fünf Jahren nicht neu produziert wurden. Aus diesem Grund wurde die 100€ Spende zur Hall of Fame addiert.

Gaming Aid – Hilfe, Stipendien und Branchenfest

Ein weiterer Programmpunkt rückte die 2013 gegründete Charity-Organisation Gaming Aid e.V. in den Fokus. Vorstandsvorsitzende Christiane Gerke erläuterte, dass der Verein mit einmaligen Hilfen Entwicklerinnen und Entwicklern unterstützt, die kurzfristig in finanzielle oder gesundheitliche Notlagen geraten. Finanziert wird dieses Engagement vor allem durch:

  • Friendly Fire – den jährlichen zwölfstündigen Charity-Livestream, bei dem Influencer-Teams rund um Gronkh seit 2015 mehr als zehn Millionen Euro für verschiedene soziale Zwecke eingespielt haben.
  • Branchenevents – etwa die traditionelle Tombola auf der Gamescom-Branchenparty (ehem. „Respawn Party“), bei der Studios, Sponsoren und Publisher Hardware, Dev-Keys und Sammlerstücke beisteuern.
  • Partner-Zuwendungen – u. a. Global-Giving-Programme von Riot Games oder regelmäßige Sach- und Geldspenden aus dem deutschen Mittelstand.

Aus diesen Mitteln vergibt Gaming Aid seit mehreren Jahren Studierenden-Stipendien für Bachelor- und Master-Programme in Game Design, Informatik oder Audio. Die nächste Bewerbungsrunde startet laut Gerke „in wenigen Wochen“; alle ehemaligen GDD-Teilnehmenden erhalten eine Info-Mail, parallel wird der Aufruf über Hochschulen und Social Media verbreitet.

Für die Szene hat das Angebot laut Gerke einen doppelten Nutzen: Es fange Nachwuchs auf, der sonst aus finanziellen Gründen abbrechen müsste, und es stärke durch die Präsenz auf Branchenevents den Zusammenhalt einer Community, „die gern feiert, aber im Ernstfall schnell hilft“.

Fazit und Ausblick

Die GDD-Awards 2025 unterstrichen, dass Fachmesse, Preisverleihung und politisches Statement kein Widerspruch sein müssen. Zwischen selbstironischer Moderation, Gartenzwergen mit Stinkefinger und klarer Haltung gegen Rechtsextremismus blieb die Botschaft hängen: Noch nie war die Förder­landschaft für Indies so günstig – und eine engagierte Gemeinschaft sorgt dafür, dass niemand auf dem Weg dorthin allein bleibt.

Für die Zukunft versprachen die Moderatoren, die Einspieler „endlich“ zu ersetzen. Zudem bestätigte Gaming Aid-Vorstandsvorsitzende Christiane Gerke im Bühneninterview, dass die Bewerbungsphase für die GDD-Stipendien in den nächsten Wochen startet. Damit bleiben die German Dev Days auch 2026 ein zentraler Knotenpunkt der deutschsprachigen Entwickler-Community – mit Preisgeldern, politischem Statement und einer gehörigen Portion Selbstironie.

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