Ubisoft, Sega, Square Enix, Konami und Capcom haben alle eines gemeinsam: Sie sind inzwischen kleiner als die Embracer Group, gemessen an der Marktkapitalisierung. Kürzlich machte Embracer wieder Schlagzeilen, als das Unternehmen die Markenrechte an „Der Herr der Ringe“ erwarb. Doch woher stammt dieses Unternehmen und wie konnte es sich in so kurzer Zeit zu einem der größten Akteure in der Gaming-Branche entwickeln? Dieser Artikel beleuchtet die beeindruckende Erfolgsgeschichte von Embracer.
Die Anfänge: Lars Wingefors und Nordic Games
Lars Wingefors ist die zentrale Figur hinter Embracer. Schon in jungen Jahren zeigte der Schwede ein Talent für Unternehmertum und verdiente sein erstes Geld mit dem Verkauf gebrauchter Comics. Mit LW Comics gründete er sein erstes eigenes Unternehmen und erzielte jährliche Umsätze von 300.000 schwedischen Kronen. Im Alter von 16 Jahren gründete er sein zweites Unternehmen: Nordic Games, das sich auf den Verkauf gebrauchter Videospiele spezialisierte.
Aufstieg und Rückschläge
Der Videospielmarkt florierte in den 90er Jahren, und Nordic Games erzielte im ersten Jahr einen Umsatz von fünf Millionen Kronen. Wingefors expandierte sein Geschäft zu einer Einzelhandelskette in Schweden. Doch gegen Ende der 90er Jahre führte eine schlechte Unternehmensstruktur zu finanziellen Schwierigkeiten, und Wingefors verkaufte Anteile an das Unternehmen Gameplay.plc. Trotz dieses Verkaufs und der Versuche, durch den digitalen Vertrieb und Handyspiele neuen Umsatz zu generieren, scheiterte das Unternehmen.
Neuanfang und Erfolg
Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 kaufte Wingefors Nordic Games für eine symbolische Krone zurück und holte Risikokapital ins Unternehmen. Er änderte die Strategie und konzentrierte sich nun auf den Verkauf neuer Spiele. Diese Neuausrichtung führte 2004 jedoch erneut zum Konkurs. Wingefors setzte sein verbliebenes Kapital ein, um mit anderen Investoren einen weiteren Neustart zu wagen.
Nordic Games wurde in Game Outlet Europe umgewandelt. Das Unternehmen spezialisierte sich auf den internationalen Verkauf von Lagerbeständen großer Firmen wie Electronic Arts. Der Erfolg stellte sich ein, und Wingefors gründete 2008 Nordic Games Publishing, um in die Spieleentwicklung zu investieren. Der erste große Erfolg kam mit dem Spiel „We Sing“ für die Nintendo Wii, das 2009 veröffentlich wurde und 75% des Umsatzes ausmachte.
Expansion und Umbenennung
In den folgenden Jahren setzte Embracer seine Expansionsstrategie fort und übernahm Vermögenswerte insolventer Publisher wie JoWood Entertainment und THQ. Diese Zukäufe führten 2011 zur Gründung einer Holding-Gesellschaft, die sowohl Game Outlet als auch Nordic Games Publishing umfasste. 2013 erwarb eine Tochterfirma weitere Vermögenswerte von THQ, darunter bekannte Spielemarken wie Red Faction, Saints Row und Darksiders.
Diversifizierung und große Akquisitionen
Embracer setzte seine aggressive Übernahmepolitik fort und erwarb zahlreiche Studios und Marken. Die Übernahme von Koch Media im Jahr 2018 und der Erwerb der Coffe Stain Holding sind nur einige Beispiele. Diese Akquisitionen sorgten für einen konstanten Cashflow und steigerten die Attraktivität des Unternehmens.
Umbenennung in Embracer Group
Im September 2019 wurde auf der Jahreshauptversammlung die Umbenennung in Embracer Group beschlossen. Die Einkaufstour ging weiter, und 2021 folgte die Übernahme von Gearbox für 1,3 Milliarden Dollar. Weitere Akquisitionen, darunter Studios wie Appeal Studios und 3D Realms, folgten.
Der Kauf von „Der Herr der Ringe“
Ein Meilenstein in der Geschichte von Embracer war der Kauf der Markenrechte an „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Diese Übernahme verdeutlicht die Strategie des Unternehmens, Synergien zu schaffen und in verschiedenen Bereichen der Unterhaltungsindustrie Fuß zu fassen.
Chancen und Risiken
Die rasante Expansion birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Die Embracer Group hat das Potenzial, alte Spielemarken neu zu beleben und sich als bedeutender Akteur in der Gaming-Branche zu etablieren. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob das Unternehmen in der Lage sein wird, seine zahlreichen Studios und Marken effektiv zu koordinieren und zu nutzen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, ob Embracer seine Wachstumsstrategie erfolgreich umsetzen kann oder ob das Unternehmen an seinen eigenen Ambitionen scheitern wird.