Auf der diesjährigen Comic Con Freiburg, die am 14. und 15. September stattfand, wurde die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Synchronisation thematisiert. Im Rahmen eines besonderen Q&A-Talks mit renommierten Synchronsprechern und Synchronsprecherinnen wurde deutlich, dass der Einfluss von KI auf die Branche längst nicht mehr nur ein Zukunftsthema ist. Die aktuellen Entwicklungen fordern von den Sprechern bereits heute konkrete Maßnahmen zum Schutz ihrer Stimmen und Arbeitsplätze.
KI-Klauseln als neue Vertragsrealität
Daniala Hoffmann, eine bekannte Synchronsprecherin, betonte in ihrem Beitrag die Wichtigkeit von KI-Klauseln in ihren Verträgen. Diese Klauseln sind dazu gedacht, eine unlizenzierte Nutzung ihrer Stimme zu verhindern oder zumindest sicherzustellen, dass sie dafür angemessen vergütet wird. Hoffmann berichtete von ihrer Erfahrung mit Unternehmen wie Microsoft, die sich weigerten, eine solche KI-Klausel in ihre Verträge aufzunehmen. Aufgrund dieser Haltung unterschrieb Hoffmann den Vertrag für ein nicht genanntes Spiel nicht.
Warum ein großer Konzern wie Microsoft solche Klauseln vermeidet, bleibt Spekulation. Eine Möglichkeit könnte sein, dass das Unternehmen die Stimme für künftige Projekte ohne Zustimmung der Synchronsprecherin verwenden möchte, beispielsweise im Fall eines Unfalls, bei dem Hoffmann nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Eine andere Theorie besagt, dass Microsoft damit vermeiden könnte, potenziell ähnliche Stimmen für zukünftige Projekte vergüten zu müssen. Die genaue Motivation bleibt unklar, aber die Skepsis gegenüber der unkontrollierten Nutzung von KI in der Synchronbranche ist eindeutig.
Verlust von Aufträgen durch den Einsatz von KI
Ein weiterer Sprecher teilte seine Erfahrungen aus einer anderen Perspektive. Er hatte über fünf Jahre lang regelmäßig Texte für interne Schulungen eines Unternehmens eingesprochen. Dabei ging es hauptsächlich um die Vermittlung von Inhalten, weniger um den spezifischen Stil der Sprache. Doch kürzlich erfuhr er, dass das Unternehmen seine Dienste nicht mehr benötigte, obwohl das E-Learning-System weiterhin in Gebrauch ist. Der Grund dafür: Digitale Stimmen, generiert durch KI, haben seine Arbeit ersetzt. Nach fünf Jahren Zusammenarbeit wurde der Sprecher „gegangen“, ohne dass es ein persönliches Gespräch gab – ein klares Zeichen dafür, wie schnell die Entwicklungen in diesem Bereich voranschreiten.
Die wachsende Besorgnis unter Synchronsprechern
Die Besorgnis unter den Synchronsprechern auf der Comic Con war greifbar. Auch wenn aktuelle KI-Modelle von Stimmen noch nicht perfekt sind, so sind die Fortschritte doch beachtlich. Viele Online-Videos lassen den Zuschauer inzwischen nicht mehr erkennen, ob die Stimme menschlich oder computergeneriert ist. Besonders in Deutschland, wo die Synchronisation von Filmen und Serien weit verbreitet ist, fühlen sich viele Sprecher vorerst sicherer. In anderen Ländern, wie etwa den Niederlanden, sieht die Lage jedoch anders aus. Dort werden hauptsächlich Kinderfilme und wenige große Kinofilme synchronisiert, was den Markt für Synchronsprecher ohnehin kleiner macht und die Gefahr des Einsatzes von KI-Stimmen größer erscheinen lässt.
Fazit: Die Zukunft der Synchronisation und der KI
Die Diskussion auf der Comic Con Freiburg zeigt, dass die Verwendung von KI in der Synchronbranche keine Zukunftsmusik mehr ist. Synchronsprecher und -sprecherinnen müssen sich bereits jetzt mit den rechtlichen und ethischen Herausforderungen auseinandersetzen, die durch den Einsatz von KI entstehen. Es wird entscheidend sein, wie die Branche auf diese Entwicklung reagiert und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Rechte und die Zukunft der menschlichen Stimmen zu schützen. Die Comic Con hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen und den Austausch unter den Betroffenen zu fördern.