Jahresreport 2025: Deutsche Games-Branche zwischen Wachstumspause, Förderunsicherheit und strukturellen Weichenstellungen

Der Jahresreport 2025 der deutschen Games-Branche bietet einen umfassenden Überblick über den Status quo eines Sektors, der trotz hoher kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung vor erheblichen strukturellen Herausforderungen steht. Während die Zahl der Spielenden in Deutschland neue Höchstwerte erreicht, muss sich die Branche mit rückläufigen Unternehmens- und Beschäftigtenzahlen, einer Wachstumsverlangsamung im Markt sowie anhaltenden Unsicherheiten in der staatlichen Förderung auseinandersetzen.

Entwicklung der Spielenden in Deutschland

Laut Report spielen rund 37,5 Millionen Menschen in Deutschland Computer- und Videospiele – ein Plus von 9 Prozent seit 2020. Das entspricht etwa sechs von zehn Personen zwischen 6 und 69 Jahren. Besonders stark wächst die Gruppe der über 60-Jährigen, deren Anzahl 2024 von 6,4 auf 7,7 Millionen stieg. Das Durchschnittsalter steigt erstmals auf 39,5 Jahre, was den langfristigen Verbleib vieler Spielender im Medium unterstreicht.

Bei den Plattformen bleibt das Smartphone mit 22,9 Millionen Nutzenden führend, gefolgt von Spielkonsolen (20,5 Mio.), deren Nutzung gegenüber 2019 um 29 Prozent zugelegt hat. Der PC verliert dagegen weiter an Bedeutung und verzeichnet seit 2019 einen Rückgang um 20 Prozent.

Markt für Computer- und Videospiele

Der deutsche Games-Markt erzielte 2024 einen Umsatz von 9,4 Milliarden Euro, ein Rückgang von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser „Wachstumspause“ bleibt Deutschland der größte Markt Europas und weltweit auf Rang fünf.
Besonders betroffen sind klassische Spielekäufe, deren Umsatz um 17 Prozent fiel. In-Game- und In-App-Käufe bleiben mit 4,6 Milliarden Euro der größte Umsatztreiber, während der Teilmarkt für Online-Gaming-Services um 12 Prozent wächst und sich seit 2019 mehr als verdoppelt hat.

Mobile Games generierten 2024 erstmals 3 Milliarden Euro Umsatz, getrieben durch Free-to-Play-Modelle und eine technisch breitere Angebotspalette auf Smartphones und Tablets.

Branchenstruktur und Beschäftigung

Die Zahl der Games-Unternehmen in Deutschland ist nach Jahren des Wachstums erstmals rückläufig. Insgesamt werden 910 Unternehmen gezählt – ein Minus von 4 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten sinkt um 2 Prozent auf 12.134 Mitarbeitende bei Entwicklern und Publishern.
Gründe sind laut Report die globalen Konsolidierungsbewegungen, der Kostendruck sowie die wiederholt unterbrochene Bundesförderung. Seit 2020 kam es zu drei längeren Förderantragsstopps.

Games-Förderung und politische Rahmenbedingungen

Die Förderpolitik bleibt eines der zentralen Themen. 2024 galt erneut ein Förderstopp, und die neue Förderrichtlinie führte strengere Kriterien sowie höhere Mindestvolumina ein. Für viele kleinere Studios sind diese Vorgaben schwer zu erfüllen.
Die Branche bewertet daher die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu 87 Prozent als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“. Eine Studie weist darauf hin, dass jeder Euro Förderung bis zu 8,70 Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung generieren kann.

Hoffnung gibt der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, der eine steuerliche Games-Förderung vorsieht. Im Haushaltsentwurf sind zudem 88 Millionen Euro für 2025 und 125 Millionen Euro ab 2026 eingeplant.

Events, Kultur und Strukturprogramme

Die gamescom 2024 verzeichnete Rekorde bei Ausstellenden, Reichweite und Internationalität. Rund 335.000 Besucherinnen und Besucher sowie über 547 Millionen digitale Zugriffe unterstreichen die internationale Relevanz des Events. Auch die devcom wuchs deutlich.

Zudem beleuchtet der Report die Arbeit der Stiftung Digitale Spielekultur, der USK, die Entwicklung im E-Sport sowie die Rolle der Internationalen Computerspielesammlung, die langfristig über 60.000 Spiele konservieren soll.

Der Jahresreport 2025 zeigt eine Branche, deren Markt weiterhin stark ist, deren strukturelle Rahmenbedingungen jedoch hinter den internationalen Standards zurückbleiben. Besonders die Unsicherheit in der Förderung sowie der Rückgang bei Unternehmen und Beschäftigung werden langfristig entscheidend sein. Gleichzeitig wird deutlich, dass neue Impulse – etwa steuerliche Anreize, Investitionen in Ausbildung oder klare politische Priorisierung – die Entwicklung des Standorts Deutschland maßgeblich bestimmen könnten.

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