Im Rahmen eines jüngst erschienenen YouTube-Beitrags von Rebs Gaming wurden Details zu einem damals geplanten 10-Jahres-Programm für Halo Infinite vorgestellt, das offenbar im Zuge interner Umstrukturierungen bei 343 Industries eingestellt wurde. Die vorliegenden Informationen basieren auf der Analyse von Präsentationsfolien, die ursprünglich von 343 Industries für Führungskräfte bei Xbox erstellt wurden, und auf Aussagen ehemaliger Verantwortlicher.
Hintergrund und Konzept
Im Jahr 2020 hatte der ehemalige Studioleiter Chris Lee gegenüber IGN signalisiert, dass Halo Infinite als Ausgangspunkt für die nächsten zehn Jahre der Halo-Reihe gedacht war. Statt auf den traditionellen Ansatz zu setzen, neue Haupttitel zu veröffentlichen, sollte das Spiel durch kontinuierliche Erweiterungen und Inhalte langfristig wachsen. Zu den zentralen Elementen des Konzepts zählte, dass der Multiplayer-Modus bereits vor dem Kampagnenstart erscheinen und als kostenfreies Angebot als Einstieg in die Halo-Erfahrung dienen sollte.
Geplante Inhalte und Veröffentlichungsstrategie
Die analysierten Folien aus der Pitch-Präsentation legen nahe, dass der Multiplayer-Modus ursprünglich für den Herbst 2019 vorgesehen war. Dieser erste Schritt sollte einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen und die Bindung der Spielerschaft langfristig sichern. Neben dem Standard-Multiplayer waren auch mehrere groß angelegte Spielmodi geplant. Unter anderem wurde ein Battle-Royale-Modus namens „Tatanka“ sowie weitere Modi im Stil eines „Warzone“-Konzepts in Aussicht gestellt – ein Ansatz, der aus offiziellen Konzeptzeichnungen hervorgeht.
Im Hinblick auf die Kampagne sah der langfristige Plan vor, dass diese ein Jahr nach dem Multiplayer (im Herbst 2020) startet. Das Konzept umfasste eine „evergreen“ Kampagne mit kontinuierlichen, jährlichen Updates, die das erzählerische Universum erweitern und die Wiederspielbarkeit erhöhen sollten. Zudem war ein DLC mit dem Arbeitstitel „Atriox is Rain“ für das Jahr 2021 vorgesehen, der ein Warlord-System in eine offene Welt integrieren sollte.
Ursachen für die Einstellung des Plans
Rebs Gaming führt in seinem Beitrag an, dass gravierende Führungsprobleme bei Halo Studios (vormals 343 Industries) zu umfangreichen Kürzungen führten. Neben dem Abbau von Kampagneninhalten – von denen zwischen der Hälfte und zwei Dritteln ursprünglich vorgesehen waren – stand auch der Wechsel der genutzten Engine im Raum: Die ursprünglich eingesetzte Slipspace Engine wurde durch den Umstieg auf Unreal Engine ersetzt. Beide Entwicklungen trugen dazu bei, dass der ambitionierte 10-Jahres-Plan letztlich verworfen wurde.
Einordnung in den Branchenkontext
Langfristige Entwicklungsstrategien in der Spieleindustrie sind häufig von internen Restrukturierungen und technischen Herausforderungen betroffen. Die Problematik, komplexe Content-Pläne umzusetzen, wird in der Branche immer wieder diskutiert. Die internen Umstellungen bei 343 Industries verdeutlichen, wie ambitionierte Pläne durch organisatorische und technische Hürden erheblich beeinträchtigt werden können.
Die ursprünglich skizzierten Konzepte für Halo Infinite, die eine kontinuierliche Erweiterung des Spiels über einen Zeitraum von zehn Jahren vorsahen, sind infolge interner Herausforderungen und strategischer Neuausrichtungen nicht realisiert worden. Die langfristige Zukunft der Halo-Reihe wird somit maßgeblich von den aktuellen Entwicklungen und Entscheidungen bei Halo Studios geprägt.