Vom intensiven Austausch über wirtschaftliche Strukturen bis hin zur Live-Übertragung der Preisverleihung – die German Dev Days 2025 (GDD) in Frankfurt am Main zeigten sich erneut als vielseitige Plattform für alle, die in der deutschsprachigen Games-Industrie aktiv sind. In zahlreichen Vorträgen, Panels und Workshops konnten Fachbesucherinnen und -besucher nicht nur aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen diskutieren, sondern auch vom direkten Wissenstransfer erfahrener Branchenakteure profitieren.
Ein Workshop, der mit den Fragen wächst: „Gründen in der Games-Branche“
Ein bewährtes Format, das auch 2025 wieder auf großes Interesse stieß, war der Workshop „Gründen in der Games-Branche“ von Kai Bodensiek und Igor Rudolph (Brehm & v. Moers). Bereits in den Vorjahren als praxisnahes Grundlagenformat etabliert, zeigte sich in diesem Jahr erneut: Auch bei gleichbleibender Struktur gewinnt das Format durch aktuelle Fragestellungen und neue juristische Erfahrungen deutlich an Tiefe.
Für junge Interessierte, Studierende und Gründungswillige bietet der Workshop eine wertvolle Orientierung. Themen wie Gesellschaftsformen, Haftungsrisiken, rechtliche Rahmenbedingungen, Fördermittel und typische Gründungsfehler wurden nicht nur theoretisch, sondern anhand konkreter Fallbeispiele und Rückfragen aus dem Publikum diskutiert.
Gerade in einer Branche, in der kreative Visionen oft vor betriebswirtschaftlichen Überlegungen stehen, stellt dieser Input einen wichtigen Ausgleich dar.
Free-to-Play: Langfristiger Erfolg als Herausforderung
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt lag auf den Geschäftsmodellen im digitalen Vertrieb, insbesondere im Segment Free-to-Play.
Im Vortrag von Claudia Stricker (playzo GmbH) wurde deutlich, dass die Herausforderung nicht in der Veröffentlichung eines F2P-Titels liegt – sondern in dessen langfristigem Betrieb. Begrifflichkeiten wie ARPU, MAPU oder CPA wurden dabei nicht nur erklärt, sondern im Kontext strategischer Entscheidungen eingeordnet.
Von Designentscheidungen über Spielerbindung bis hin zur permanenten Anpassung an Community-Wünsche und Marktveränderungen: Der Vortrag lieferte einen ehrlichen Einblick in die Realität des F2P-Betriebs. Statt einfacher Erfolgsrezepte stand hier die kritische Auseinandersetzung mit wirtschaftlicher Nachhaltigkeit im Vordergrund.
Narrative Tiefe statt Schwarz-Weiß-Denken: Der Reiz grauer Charaktere
Mit einem analytischen Fokus auf Storytelling überzeugte der Vortrag von Serah Jung (Dreamers Studio Games). Unter dem Titel „Grey Characters: Wie man sie schreibt und was man von ihnen lernen kann“ wurden moralisch ambivalente Spielfiguren in Videospielnarrativen untersucht.
Anhand von drei kommerziell erfolgreichen Titeln der Jahre 2009 bis 2019 wurde beleuchtet, wie solche Charaktere aufgebaut, eingeführt und weiterentwickelt werden – und welche Wirkung sie auf Spielende entfalten können.
Der Vortrag ging über klassische Schreibansätze hinaus und betonte die kreative sowie wirtschaftliche Relevanz komplexer Figuren. Entwickler:innen erhielten damit konkrete Impulse, wie Narrative zur Alleinstellung eines Spiels beitragen können.
Offene Worte über schwierige Themen
Besonders aufmerksam verfolgt wurde der Vortrag von Teut Weidemann, der über die wenig beleuchteten Aspekte der Branche sprach. Unter dem Titel „Die dunkle Seite der Spieleindustrie“ berichtete er offen über persönliche Erfahrungen aus 35 Jahren Berufspraxis.
Thematisiert wurden unter anderem toxische Unternehmenskulturen, wirtschaftliche Unsicherheiten, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, aber auch persönliche Grenzerfahrungen.
Die bewusste Entscheidung, auf Fotos und Videoaufnahmen zu verzichten, unterstrich den vertraulichen Charakter des Formats. Ziel war nicht die Skandalisierung, sondern die Vorbereitung junger Fachkräfte auf die Realität – und der Appell, innerhalb der Branche offener über Belastungen zu sprechen.
Persönliche Gespräche und gelebter Austausch
Wie in den Vorjahren lebte die Veranstaltung auch 2025 von der Nähe zwischen Branchenneulingen und erfahrenen Persönlichkeiten. Unter den anwesenden Gästen fanden sich unter anderem Stephan Reichart und Michael Hengstmann, die aktiv das Gespräch mit Teilnehmenden suchten.
Ob bei Kaffee oder in lockeren Gesprächsrunden am Rande der Panels – das Networking fand nicht nur in vorbereiteten Formaten statt, sondern durchweg auf Augenhöhe. Dieses niedrigschwellige Miteinander gehört zu den Erfolgsrezepten der GDD.
Preisverleihung erstmals live gestreamt
Ein Novum in diesem Jahr war die Live-Übertragung der Preisverleihung, die damit auch über den Veranstaltungsort hinaus zugänglich wurde. Die öffentliche Sichtbarkeit der ausgezeichneten Projekte und Entwickler:innen wurde damit gestärkt, was insbesondere im Hinblick auf Nachwuchsförderung und Branchenwahrnehmung ein wichtiger Schritt ist.
Fazit: Kontinuität trifft auf Wandel
Die German Dev Days 2025 zeigten, dass bewährte Inhalte und Formate durch neue Perspektiven weiterentwickelt werden können – sei es durch aktuelle Erfahrungen, konkrete Branchenerlebnisse oder den Dialog mit einem zunehmend diversen Fachpublikum.
Das Event bleibt ein zentraler Ort für Austausch, Weiterbildung und Standortbestimmung innerhalb der deutschen Games-Industrie.