Das beliebte Spiel Tetris feiert seinen 40. Geburtstag. Remakes, Sequels, Remixe und Raubkopien haben den Klötzchenklassiker von Alexei Leonidowitsch Paschitnow unsterblich gemacht.
Glücklichmacher oder Frustquelle
Vor 40 Jahren entstand Tetris, der Klassiker unter den Puzzle-Spielen, bei dem es darum geht, ein rechteckiges Spielfeld freizuhalten, in das Klötzchen unterschiedlicher Form fallen. Diese Klötzchen, auch Tetrominos genannt, lassen sich drehen und seitlich verschieben, bis sie den Boden oder einen anderen Klotz berühren. Das Spiel endet, wenn die Klötzchen alle Zeilen des Spielfelds füllen oder wenn sie sich bis zum oberen Rand stapeln. Der Schwierigkeitsgrad steigt, indem die Klötzchen immer schneller fallen, was den Stressfaktor weiter erhöht.
Alexei Leonidowitsch Paschitnow, der russische Programmierer hinter Tetris, wollte Menschen mit seinem Spiel glücklich machen. Er begann mit Spielfiguren aus fünf Segmenten, vereinfachte das Konzept jedoch schnell auf vier. Dadurch ergaben sich die sieben bekannten Klotzformen, die Tetris-Spieler als L, J, Z, S, I, T und O beschreiben. Offiziell heißen diese Formen „Tetrominos“. Ein besonderer Erfolg im Spiel ist das Leeren von vier Reihen gleichzeitig, genannt „Tetris“.
Siegeszug um die Welt
Die Urform des Spiels entstand 1984 auf einem Elektronika 60, einem russischen Klon des DEC LSI-11. Da dieser Großrechner keine Grafik unterstützte, bestanden die ursprünglichen Tetrominos aus ASCII-Zeichen. Trotz der einfachen Grafik war die Sogwirkung des Spiels von Anfang an vorhanden. Die erste spielbare Version wurde an der Moskauer Akademie der Wissenschaften sofort zum Hit.
Paschitnow und ein 16-jähriger Schüler entwickelten eine Version für IBM-PCs, die farbige Spielsteine und eine High-Score-Tabelle einführte. Robert Stein, ein britischer Unternehmer, sah 1986 Tetris und bekundete Interesse daran, das Spiel zu vertreiben. Dies führte zu einem jahrelangen Lizenzchaos, das 2004 in einer BBC-Dokumentation namens „Tetris: From Russia with Love“ beleuchtet wurde. 1988 waren etwa ein Dutzend Firmen davon überzeugt, Rechte am Spiel zu besitzen.
Nintendo produzierte Portierungen für das Nintendo Entertainment System (NES) und bündelte das Spiel mit dem Handheld Game Boy. Seitdem ist die Melodie des russischen Volkslieds „Korobeiniki“ als „die Tetris-Musik“ bekannt.
Die Legende der Tetromino-Namen
Seit einigen Jahren kursiert die Legende, dass die Tetris-Steine eigene Namen hätten, ähnlich wie die Geister aus „Pac-Man“. Dieser Irrtum geht auf einen Spaß-Tweet des Spieleentwicklers Dan Vecchitto vom Februar 2019 zurück. Darin wurden angebliche Fotos aus dem Tetris-Handbuch der NES-Version geteilt, die den gespiegelten L-Stein als „Blue Ricky“ und den Viererblock als „Hero“ bezeichneten. Der Witz verbreitete sich schnell, obwohl Tetris-Fans ihn bald als Fake entlarvten.
Tetris heute
Seit den ersten PC- und Konsolenversionen hat sich Tetris weiterentwickelt. Neuere Versionen bieten „Geister-Tetrominos“, die anzeigen, wo der fallende Klotz landen wird, eine „Hold“-Funktion, um einen Klotz zwischenzuparken, und eine Vorschau auf die nächsten drei Steine. Eine wesentliche Änderung ist die fairere Verteilung der Klötzchen.
Das 2018 erschienene „Tetris Effect“ zeigt, was sich aus dem Klassiker noch herausholen lässt. Das Spiel verstärkt das „Eintauchen“ ins Spiel mit wechselnden Grafik- und Sound-Effekten und erweitert das Gameplay um eine aufladbare „Zone“, in der die Blöcke für einige Sekunden stillstehen, während der Spieler weitere Steine hinzufügen kann. Dies ermöglicht das Freispielen von bis zu 16 Zeilen auf einmal, genannt „Decahexatris“. „Tetris Effect: Connected“ ist inzwischen für mehrere Plattformen erschienen und ermöglicht seit dem Multiplayer-Update plattformübergreifendes Spielen. Besonders auf der Xbox-Serie erfreut sich „Tetris Effect: Connected“ großer Beliebtheit, da es Xbox- und PC-Spielern erlaubt, gemeinsam in aufregenden Koop-Modi anzutreten. Dort war es bereits im Xbox Game Pass enthalten und ist nun für Game Pass Mitglieder für 23,99 € anstatt 39,99 € erhältlich.
Weitere neuere Varianten wie „Puyo Puyo Tetris 2“ und „Tetris Beat“ für Apple Arcade sowie eine Konsolenversion der Arcade-Variante „Tetris The Grand Master“ zeigen die Vielseitigkeit des Spiels. Besonders „Tetris Effect: Connected“ hebt sich dabei hervor, indem es auf der Xbox Series X/S und anderen Plattformen eine einzigartige Multiplayer-Erfahrung bietet, die Spieler weltweit verbindet.
Der Tetris-Film & Dokumentation
Die Faszination und der Einfluss von Tetris haben sogar den Sprung auf die große Leinwand geschafft. Der Film „Tetris“, veröffentlicht im Jahr 2021, erzählt die packende Geschichte hinter der Entstehung und dem weltweiten Siegeszug des Spiels. Im Mittelpunkt stehen Alexei Paschitnow und die komplizierten rechtlichen Kämpfe um die Verwertungsrechte von Tetris während des Kalten Krieges. Der Film beleuchtet die spannenden Verhandlungen und die kulturellen sowie politischen Hürden, die überwunden werden mussten, um Tetris zu dem globalen Phänomen zu machen, das es heute ist.
Der Film zeigt nicht nur die geschichtlichen Hintergründe, sondern auch die menschliche Seite der Beteiligten und bietet einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, die mit der Entwicklung und dem Vertrieb eines der einflussreichsten Videospiele aller Zeiten verbunden sind. Durch seine dramatische Erzählweise und die mehr oder weniger historische Genauigkeit bietet der Film sowohl Fans des Spiels als auch Geschichtsinteressierten einen faszinierenden Blick auf die turbulenten Anfänge von Tetris. Insbesondere durch den Film, ist vielen erst klar geworden, das Tetris kein amerikanisches oder japanisches Werk ist. Sondern das durch den russischen Programmierer Paschitnow, in Film dargestellt durch Nikita Michailowitsch Jefremow, entwickelt wurde.
Zusätzlich zum Film hat Netflix die Dokureihe High Score veröffentlicht, in der die Thematik ebenfalls erwähnt wird. Diese geht noch weiter auf die damaligen Probleme um die Vermarktung von Tetris ein. Durch den Ukraine Konflikt, wird der Titelsong zudem auf einigen Veranstaltungen wie dem ORSO Konzert nicht mehr abgespielt.
Tetris zur Selbsterfahrung
Egal, wie das ursprüngliche Konzept erweitert wird: Im Kern bleibt Tetris immer gleich. Klötzchen drehen, Löcher füllen, Reihen leeren, Ruhe bewahren. Die Routine hat etwas Hypnotisierendes an sich, der Game-Over-Bildschirm lädt direkt zum nächsten Versuch ein. Einige Spieler bauen strategisch hohe Türme auf und warten auf I-Stücke, um große Punkte abzuräumen, während andere ihr Steinkonvolut niedrig halten, um länger zu spielen.
Der Erfolg von Tetris liegt nicht nur in seinem simplen, aber süchtig machenden Gameplay, sondern auch in seiner Fähigkeit, Persönlichkeitsmuster offenzulegen. Und trotz aller Frustmomente bleibt Paschitnows Grundgedanke deutlich erkennbar: Tetris ist ein Spiel, das sowohl Gedankenmuster als auch Persönlichkeitsstrukturen offenlegt.