Die Streaming-Plattform Twitch hat offenbar seit dem 7. Oktober 2023 die Registrierung neuer Nutzer aus Israel und Palästina blockiert. Grund dafür war laut Angaben des Unternehmens die Verhinderung der Verbreitung von grafischem Material im Zusammenhang mit den Angriffen an diesem Tag.
Berichten zufolge konnten neue Nutzer aus beiden Regionen weder per E-Mail- noch per Telefonverifizierung ein Konto erstellen. Das Technologie-Magazin 404 Media versuchte, ein neues Konto aus Israel über ein VPN zu erstellen, was jedoch scheiterte. Nach eigenen Angaben gelang die Registrierung erst wieder nach einer Stellungnahme von Twitch.
Wir haben unsere Kontakte in Israel kontaktiert, um das Problem zu verifizieren. Allerdings konnten auch sie uns zunächst keine weiteren Informationen liefern, da man von der Problematik selbst in Israel erst im Nachhinein erfahren hat.
Twitch reagierte am Sonntagabend auf die Vorwürfe und erklärte über seinen Support-Twitter-Account, dass man die E-Mail-Verifizierung für neue Registrierungen in Israel und Palästina temporär deaktiviert habe. „Wir haben dies getan, um Uploads von grafischem Material im Zusammenhang mit den Angriffen zu verhindern und die Sicherheit der Nutzer zu schützen“, so das Unternehmen.
Weiterhin betonte Twitch, dass Registrierungen nicht vollständig deaktiviert waren, da Nutzer sich weiterhin über die Telefonverifizierung anmelden konnten. Allerdings räumte das Unternehmen ein, dass es „versehentlich“ versäumt habe, die E-Mail-Verifizierung für beide Regionen wieder zu aktivieren. „Wir bedauern dieses inakzeptable Versäumnis zutiefst und die Verwirrung, die es verursacht hat. Wir haben das Problem behoben, sodass alle betroffenen Nutzer sich wieder mit E-Mail-Verifizierung registrieren können“, hieß es weiter.
In den sozialen Medien gab es bereits seit Mai Berichte von Nutzern, die sich nicht aus Israel registrieren konnten. Die Situation eskalierte, nachdem das Thema auf Plattformen wie Reddit und in israelischen Medien aufgegriffen wurde. Zusätzlich wurde Twitch mit Vorwürfen des Antisemitismus konfrontiert, unter anderem wegen der Aufhebung der Sperre des Streamers Sneako, der für antisemitische Äußerungen bekannt ist, und eines Events, bei dem Streamer nach Kategorien wie „Arabisch“ bis „Liebt Sabra“ (eine israelische Hummus-Marke) eingestuft wurden.
Twitch betonte, dass die Community-Richtlinien für alle Inhalte auf der Plattform gelten und man diese so konsequent wie möglich durchsetze. „Wir überprüfen aktiv Inhalte und ergreifen gegebenenfalls Maßnahmen“, so das Unternehmen.
Die temporäre Blockade von Nutzerregistrierungen folgt auf frühere Vorfälle, bei denen die Plattform zur Verbreitung von Gewaltvideos missbraucht wurde. So wurden beispielsweise die Anschläge in Christchurch, Neuseeland, und Halle, Deutschland, live auf Twitch gestreamt. In beiden Fällen unternahm das Unternehmen Schritte, um die Verbreitung der Videos zu stoppen und betroffene Konten zu entfernen.