Förderprogramme für Startups und Gründer in der Gaming-Industrie

Die Gaming-Industrie in Deutschland ist ein dynamischer Markt mit enormem kreativem und wirtschaftlichem Potenzial. Für Startups und junge Unternehmen bieten sich hier erhebliche Wachstumschancen. Doch gerade die Anfangsphase, die von der Konzeptentwicklung bis zur Prototypen-Erstellung und dem eigentlichen Produktionsstart reicht, ist extrem kapitalintensiv. Die Sicherung der Finanzierung stellt für viele talentierte Gründerinnen und Gründer die größte Hürde dar.

Glücklicherweise existiert in Deutschland eine vielfältige Förderlandschaft, die genau hier ansetzt. Verschiedene Programme auf Bundes- und Länderebene sowie allgemeine Gründungsförderungen bieten finanzielle Unterstützung in Form von Zuschüssen, Krediten und Stipendien. Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Fördermöglichkeiten, um Ihnen den Weg von der Idee zum erfolgreichen Games-Unternehmen zu ebnen.

1. Arbeitsmarktorientierte Förderprogramme: Der Start aus der Anstellung oder Arbeitslosigkeit

Für Personen, die aus einem bestehenden Angestelltenverhältnis oder aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen, gibt es spezielle Programme, die den Lebensunterhalt in der kritischen Anfangsphase sichern sollen.

Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit

Der Gründungszuschuss ist das zentrale Instrument für Gründerinnen und Gründer, die Anspruch auf Arbeitslosengeld I (ALG I) haben. Er soll die finanzielle Unsicherheit in der Startphase abfedern und den Übergang in eine hauptberufliche Selbstständigkeit ermöglichen.

Voraussetzungen:

  • Sie müssen bei Aufnahme der selbstständigen Tätigkeit noch einen Restanspruch auf Arbeitslosengeld I von mindestens 150 Tagen haben.
  • Die Selbstständigkeit muss hauptberuflich ausgeübt werden und Ihre Arbeitslosigkeit beenden.
  • Sie müssen der Agentur für Arbeit Ihre persönliche und fachliche Eignung darlegen. Hierzu ist in der Regel ein Businessplan sowie eine Tragfähigkeitsbescheinigung einer fachkundigen Stelle (z.B. IHK, Handwerkskammer, Steuerberater oder Gründungsberatung) vorzulegen.

Förderphasen:

  • Phase 1 (6 Monate): Sie erhalten monatlich einen Zuschuss in Höhe Ihres zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes zur Sicherung des Lebensunterhalts, zuzüglich einer Pauschale von 300 Euro für Ihre soziale Absicherung (Kranken- und Pflegeversicherung).
  • Phase 2 (9 Monate): Nach Ablauf der ersten Phase können Sie eine Weiterförderung beantragen. Wenn Sie nachweisen können, dass Ihre Geschäftstätigkeit weiterhin hauptberuflich und erfolgreich verläuft, können Sie für weitere neun Monate die Pauschale von 300 Euro erhalten.

Wichtiger Hinweis: Auf den Gründungszuschuss besteht kein Rechtsanspruch. Die Bewilligung liegt im Ermessen der zuständigen Sachbearbeitung bei der Agentur für Arbeit. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme und eine sorgfältige Vorbereitung der Unterlagen sind daher unerlässlich.

Einstiegsgeld für Gründer aus dem Bürgergeld-Bezug

Für Bezieher von Bürgergeld (ehemals ALG II) gibt es das sogenannte Einstiegsgeld. Es dient als Zuschuss zum Bürgergeld, wenn Sie eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung oder eine hauptberufliche Selbstständigkeit aufnehmen. Die Höhe und Dauer der Förderung werden individuell vom zuständigen Jobcenter festgelegt.

2. Branchenspezifische Games-Förderung: Der Turbo für Ihr Spiel

In Deutschland gibt es sowohl auf Bundesebene als auch in vielen Bundesländern direkte Förderprogramme, die sich explizit an Entwicklerinnen und Entwickler von Computerspielen richten.

Computerspielförderung des Bundes

Die wichtigste nationale Anlaufstelle ist die Games-Förderung des Bundes, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) verantwortet und vom Projektträger DLR umgesetzt wird. Sie unterstützt die Entwicklung von Prototypen sowie die Produktion von kompletten Spielen mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen.

  • Fördergegenstand: Entwicklung von Prototypen und Produktionen von Computer- und Videospielen.
  • Förderquote: In der Regel werden 25 % bis 50 % der Entwicklungskosten als Zuschuss gewährt.
  • Wichtige Kriterien: Kultureller Inhalt (Bezug zu Deutschland/Europa), Innovationsgrad, wirtschaftliches Potenzial und die Durchführung in Deutschland.

Weiterführende Informationen:

Regionale Förderungen der Bundesländer

Viele Bundesländer mit einer starken Medien- und Kreativwirtschaft haben eigene Förderprogramme für die Games-Branche aufgelegt. Hier sind die wichtigsten:

  • Games BW (Baden-Württemberg): Die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg fördert digitale und interaktive Inhalte, darunter innovative Games und den Aufbau von Entwicklerstudios.
  • Film- und Medienstiftung NRW (Nordrhein-Westfalen): Als eines der finanzstärksten Programme in Deutschland fördert die Film- und Medienstiftung NRW die Entwicklung von Prototypen, die Produktion von Spielen sowie standortrelevante Events und Maßnahmen.
  • FFF Bayern (Bayern): Der FilmFernsehFonds Bayern unterstützt die Konzeptentwicklung, Prototypenentwicklung und die Produktion von qualitativ hochwertigen und kulturell bedeutsamen Spielen.
  • Medienboard Berlin-Brandenburg: Die Hauptstadtregion fördert innovative audiovisuelle Inhalte, was Games, interaktive Projekte und Virtual/Augmented Reality einschließt.

Es lohnt sich, auch die Förderangebote weiterer Bundesländer zu prüfen, da die Programme stetig weiterentwickelt werden.

3. Allgemeine Fördermittel und Finanzierung für Startups

Neben den speziellen Games-Förderungen können Gründer auch auf eine breite Palette allgemeiner Programme für Startups zugreifen.

EXIST-Gründerstipendium: Von der Hochschule zum Unternehmen

Das EXIST-Programm des BMWK richtet sich an Studierende, Absolventen und Wissenschaftler aus Hochschulen, die ein innovatives, technologieorientiertes Startup gründen wollen. Dies ist ideal für Games-Projekte mit einem hohen technologischen Innovationsgrad (z.B. neue Engine-Technologien, KI-Systeme, VR/AR-Anwendungen).

  • Leistung: Lebenshaltungsstipendium (bis zu 3.000 €/Monat pro Gründer), Sachmittelzuschüsse und Coaching für bis zu ein Jahr.
  • Voraussetzung: Anbindung an eine Hochschule oder Forschungseinrichtung.
  • Referenzlink: EXIST-Gründerstipendium

KfW-Förderkredite

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist die zentrale Förderbank in Deutschland. Sie bietet zinsgünstige Kredite mit langen Laufzeiten und oft auch tilgungsfreien Anlaufjahren. Diese Kredite werden über die Hausbank beantragt.

  • ERP-Gründerkredit: Ein Klassiker für Gründungen und junge Unternehmen bis zu 5 Jahre nach Gründung. Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln.
  • KfW-Kredit für Wachstum: Für etabliertere Startups, die größere Investitions- und Digitalisierungsvorhaben planen.
  • Referenzlink: KfW – Gründen und Nachfolgen

Zuschüsse und weitere Programme

Es gibt zahlreiche weitere Zuschussprogramme, die je nach Bundesland und Ausrichtung des Unternehmens infrage kommen können.

  • BAFA-Förderung „Förderung unternehmerischen Know-hows“: Bietet Zuschüsse für externe Beratungsleistungen, z.B. für die Erstellung eines Businessplans oder einer Marketingstrategie.
  • High-Tech Gründerfonds (HTGF): Ein wichtiger deutscher Frühphaseninvestor (Venture Capital), der in technologieorientierte Startups investiert – auch im Gaming-Bereich.

4. Unterstützende Plattformen und Anlaufstellen

Die Förderlandschaft kann komplex sein. Die folgenden Plattformen bieten Orientierung, Informationen und Werkzeuge für den Gründungsprozess:

  • Die Gründerplattform: Ein gemeinsames Projekt der KfW und des BMWK, das Gründer interaktiv durch den gesamten Prozess von der Ideenfindung über den Businessplan bis zur Finanzierung begleitet.
  • Existenzgründungsportal des BMWK: Bietet umfassende Informationen, Checklisten und Expertenforen rund um das Thema Selbstständigkeit.
  • Förderdatenbank des Bundes: Eine durchsuchbare Datenbank, die über alle Förderprogramme des Bundes, der Länder und der EU informiert.
  • Für-Gründer.de & Deutschland startet: Kommerzielle, aber sehr informative Portale mit detaillierten Übersichten, Vergleichen und Ratgebern zu Förderprogrammen und Zuschüssen.

Fazit und strategische Empfehlung

Die Vielfalt der verfügbaren Förderprogramme bietet Gründerinnen und Gründern in der deutschen Gaming-Industrie ausgezeichnete Möglichkeiten, den finanziellen Grundstein für ihr Unternehmen zu legen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der strategischen Kombination verschiedener Bausteine:

  1. Sicherung des Lebensunterhalts: Beginnen Sie mit Programmen wie dem Gründungszuschuss, um Ihre persönlichen Fixkosten in der Anfangsphase zu decken.
  2. Branchenspezifische Förderung nutzen: Beantragen Sie frühzeitig Mittel aus der Computerspielförderung des Bundes und den regionalen Games-Förderungen für die Prototypen- und Produktionsentwicklung. Diese nicht rückzahlbaren Zuschüsse sind pures Gold wert.
  3. Allgemeine Kredite und Zuschüsse einplanen: Nutzen Sie zinsgünstige KfW-Kredite für größere Investitionen in Hardware, Software oder Büroausstattung.
  4. Professionell vorbereiten: Ein überzeugender Businessplan, ein spielbarer Prototyp (Vertical Slice) und ein professionelles Pitch Deck sind für fast alle Anträge zwingend erforderlich.

Eine frühzeitige und umfassende Recherche ist essenziell, um das volle Potenzial der deutschen Förderlandschaft auszuschöpfen. Nehmen Sie Kontakt zu den Förderinstitutionen auf, besuchen Sie Informationsveranstaltungen und vernetzen Sie sich mit anderen Gründern aus der Branche. Mit der richtigen Strategie können Sie die finanziellen Hürden meistern und sich voll auf das konzentrieren, was am wichtigsten ist: die Entwicklung eines herausragenden Spiels.