Haben Sie sich jemals gefragt, wo der Code Ihrer Lieblingswebseiten und Anwendungen gespeichert ist? Vielleicht denken Sie an lokale Datenbanken und Server, die durch komplexe Verschlüsselungsebenen und Firewalls geschützt sind. Dies war früher tatsächlich der Fall. Heutzutage jedoch ist alles in der Cloud gespeichert, damit Ingenieure jederzeit und von überall auf den Code zugreifen können.
Denkt man an die Speicherung von Code, kommt einem wahrscheinlich zuerst Amazon Web Services (AWS) oder, angesichts des Titels dieses Beitrags, Microsoft in den Sinn. Und damit liegt man gar nicht so falsch. Technisch gesehen wird der Code tatsächlich bei Microsoft gespeichert – genauer gesagt, bei GitHub, einer Tochtergesellschaft, die Microsoft 2018 für 7,5 Milliarden Dollar übernommen hat.
GitHub beherbergt die Code-Repositories von Unternehmen wie Airbnb, Shopify, Netflix, Robinhood, Reddit, DoorDash, Walmart und 90% der Fortune 100. Das bedeutet, dass Microsoft die Kontrolle über Millionen von Entwicklern, Organisationen und Repositories hat. Ein Hack in die Server von GitHub könnte theoretisch Zugang zum Code der ganzen Welt verschaffen – von Finanzen über soziale Medien bis hin zu Spielen und künstlicher Intelligenz.
Aber wie kam es dazu, dass ein Unternehmen so viel Macht erlangen konnte?
Die Entwicklung von GitHub
GitHub ist kein altes Technologieunternehmen. Es wurde 2008 von vier ambitionierten Ingenieuren gegründet und begann als ganz normales Startup. Doch schon bald überzeugten sie die Welt, bei ihnen einzusteigen. Die Ursprünge von GitHub gehen auf Linus Torvalds zurück, den Schöpfer von Linux, der 2005 das Versionskontrollsystem Git entwickelte. Git löste viele Probleme, die bei der Verwaltung großer Codebasen auftraten.
Vor Git arbeiteten Ingenieure direkt an zentralen Repositories, was zu vielen Problemen führte, da Änderungen oft kollidierten oder bestehende Funktionen zerstörten. Mit Git konnten Entwickler lokal arbeiten, ihre Änderungen testen und erst dann zur Überprüfung an die zentralen Repositories senden. Dies beschleunigte die Entwicklung erheblich.
Der Aufstieg von GitHub
Die vier Gründer von GitHub gaben Git ein benutzerfreundliches Interface und machten es einfach, Code zu teilen, zu ändern und zusammenzuführen. Bereits 2010 gab es eine Million Repositories auf GitHub, und bis 2013 waren es zehn Millionen. Große Unternehmen wie Google und Microsoft begannen, GitHub zu nutzen und zu unterstützen.
Microsoft verlagerte 2012 seine Open-Source-Projekte und Entwicklungswerkzeuge auf GitHub und erwarb schließlich 2018 das gesamte Unternehmen. Die Gründer von GitHub konnten das Angebot von 7,5 Milliarden Dollar nicht ausschlagen, zumal Microsoft das Unternehmen nicht übernehmen, sondern lediglich als Cloud-Partner fungieren wollte.
Ein Monopol auf Code?
Obwohl es gesund und sicher erscheinen mag, wenn ein Unternehmen so viel Macht hat, ist es tatsächlich nicht ideal. Ein einzelnes Unternehmen, das die Codebasis von 90% der Fortune 100 kontrolliert, benötigt dringend Konkurrenz und möglicherweise auch Regulierung. GitHub ist jedoch ein Unternehmen im Hintergrund, von dem die meisten Menschen nichts wissen, solange es nicht in den Vordergrund tritt.
Sicherheit bei GitHub
GitHub ist ein ständiges Ziel für Hacker. Beispielsweise war GitHub Opfer des größten DDoS-Angriffs, der jemals aufgezeichnet wurde. Doch die Kunden von GitHub wissen, was sie tun. Der Großteil des Codes auf der Plattform ist nicht wirklich proprietär, und selbst wenn er gestohlen wird, bringt er den Dieben wenig Nutzen. Das Geheimnis der meisten Technologieunternehmen liegt in ihrer Nutzerbasis, ihrem Marketing, ihren Partnerschaften und ihrer Markenpräsenz.
Nur wenige Projekte arbeiten mit proprietärem Code, bei dem der Code wirklich der Kern der Sache ist. Diese Projekte werden wahrscheinlich nicht auf GitHub gespeichert. Abgesehen von diesen Ausnahmen wird praktisch alles auf GitHub gespeichert, was bedeutet, dass Microsoft heimlich jede App auf der ganzen Welt kontrolliert.
Insgesamt hat sich die Übernahme von GitHub durch Microsoft sowohl für GitHub als auch für Microsoft als positiv erwiesen. Die Frage bleibt jedoch, ob diese Machtkonzentration im Interesse der globalen Technologiebranche ist.