In einem bedeutenden Urteil hat Bungie einen wichtigen rechtlichen Sieg errungen. Das Gericht in Seattle sprach dem Entwickler des beliebten Spiels Destiny, Bungie, 63.210 US-Dollar Schadensersatz von dem Cheat-Anbieter Aimjunkies zu. Während diese Summe für Bungie, angesichts der Milliardenumsätze im Videospielmarkt, gering ist, könnte die rechtliche Begründung weitreichende Konsequenzen für die Branche haben.
Ein Präzedenzfall im Kampf gegen Cheat-Software
Die Jury entschied einstimmig, dass die Verwendung von Cheat-Software gegen das Urheberrecht verstößt. Dies markiert das erste Mal in den USA, dass ein Gericht eine solche Entscheidung getroffen hat. Laut Spielejournalist Stephen Totilo könnte dieses Urteil zukünftige Klagen gegen Anbieter von Cheat-Software erleichtern. Bungie argumentierte erfolgreich, dass die Entwickler von Cheat-Software urheberrechtlich geschützten Programmcode verwenden, um ihre Cheats zu erstellen.
Hintergrund des Rechtsstreits
Bungie kämpft seit 2021 juristisch gegen Aimjunkies und dessen ehemaligen Besitzer Phoenix Digital. 2022 erlitt Bungie eine Niederlage, als ein Richter entschied, dass Bungie nicht beweisen konnte, dass Aimjunkies mit seinen Cheats das Urheberrecht verletzte. Aimjunkies verteidigte sich vehement und warf Bungie vor, das Rechtssystem zu missbrauchen, indem sie behaupteten, dass Cheaten nicht illegal sei.
Phoenix Digital, das Aimjunkies 2022 an das ukrainische Unternehmen Blome Entertainment verkaufte, kündigte bereits an, gegen das Urteil Einspruch einzulegen. Aimjunkies bietet schon länger keine Cheats für Destiny 2 mehr an.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die 63.210 US-Dollar Schadensersatz sind im Vergleich zu anderen Urteilen gegen Cheat-Anbieter gering. Im vergangenen Jahr wurde Bungie in einem anderen Fall fast 12 Millionen US-Dollar zugesprochen, als ein rumänischer Anbieter von Cheat-Software, Veterancheats, verklagt wurde.
Trotz finanzieller Rückschläge, wie verfehlten Umsatzprognosen und daraus resultierenden Entlassungen, bleibt Destiny 2 eines der umsatzstärksten Spiele auf Steam. In einem Statement betonte Bungie: „Wir sind unseren Spielern verpflichtet und werden sie weiterhin vor Betrügern schützen, auch indem wir diesen und künftige Fälle bis vor Gericht bringen.“
Bedeutung des Urteils auf internationaler Ebene
Die Frage, ob Cheats eine Urheberrechtsverletzung darstellen, beschäftigt nicht nur die USA. Eine Klage von Sony, die im Februar 2023 beim Europäischen Gerichtshof landete, soll klären, ob Cheat-Hardware für die PlayStation Portable (PSP) gegen das Urheberrecht verstößt. Diese Entscheidung könnte die rechtliche Landschaft in der EU erheblich beeinflussen.
In Deutschland ist Paragraf 69c Nr. 2 des Urheberrechtsgesetzes relevant, der festlegt, dass die Umarbeitung eines Computerprogramms eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Gerichte haben bisher unterschiedlich entschieden. Während das Landgericht Hamburg 2012 Sonys breiter Auslegung des Begriffs „Umarbeitung“ zustimmte, lehnte das Oberlandesgericht Hamburg dies in zweiter Instanz ab.
Der wirtschaftliche Schaden durch Cheats
Cheats stellen ein erhebliches Risiko für Anbieter von Online-Spielen dar. Sie können den Spielspaß verderben und somit den finanziellen Erfolg von Mehrspieler-Titeln gefährden. Unternehmen wie Sony und Activision investieren daher in juristische und technische Maßnahmen, um Cheater zu bekämpfen. Der Fall des Online-Shooters „The Cycle“ des deutschen Studios Yager zeigt, wie existenzbedrohend Cheater sein können: Aufgrund der zahlreichen Schummler verlor das Spiel schnell an Spielern und wird nach etwas mehr als einem Jahr eingestellt.
Das Urteil gegen Aimjunkies ist daher nicht nur ein kleiner Sieg für Bungie, sondern ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Cheat-Software, der die Spielindustrie nachhaltig verändern könnte.