Kurz vor der offiziellen Vorstellung der neuen Bundesregierung unter dem designierten Kanzler Friedrich Merz sind nahezu alle Personalien durchgesickert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Berufung von Karsten Wildberger, CEO der MediaMarkt-Saturn-Gruppe, zum neuen Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Die Aufgaben des neuen Ministeriums sind ambitioniert und betreffen zentrale Zukunftsbereiche.
Karsten Wildberger: Ein Quereinsteiger für die Digitalisierung
Der promovierte Physiker Karsten Wildberger bringt umfassende Managementerfahrung aus den Branchen Telekommunikation, Energie und Einzelhandel mit. Nach Stationen bei Boston Consulting Group, T-Mobile, Vodafone, Telstra und E.ON war er zuletzt CEO der Ceconomy AG. Politische Erfahrungen sammelte Wildberger bislang nur ehrenamtlich im CDU-Wirtschaftsrat. Seine Berufung wird von Branchenverbänden überwiegend positiv aufgenommen, da sie Kompetenz und Innovationsgeist symbolisiere.
Aufbau und Zuschnitt des Digitalministeriums
Das neue Ministerium wird zentrale Abteilungen aus dem Innen- sowie dem bisherigen Digital- und Verkehrsministerium übernehmen. Dazu zählen unter anderem die Steuerung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), digitale Verwaltung, Daten- und Digitalpolitik sowie digitale Konnektivität. Ziel ist eine umfassende Modernisierung der Verwaltung, die Einführung eines verpflichtenden Bürgerkontos und der Abschluss der Registermodernisierung.
Unterstützung durch Parlamentarische Staatssekretäre
Zur politischen Flankierung erhält Wildberger Unterstützung durch die Parlamentarischen Staatssekretäre Thomas Jarzombek und Philipp Amthor. Jarzombek gilt als erfahrener Netzpolitiker und soll insbesondere Themen wie Breitbandausbau und Start-up-Förderung begleiten. Die Berufung Amthors ist hingegen umstritten, insbesondere aufgrund seiner früheren Verbindungen zum KI-Start-up Augustus Intelligence.
Herausforderungen und Perspektiven
Wildberger steht vor der Aufgabe, den Aufbau eines neuen Ministeriums in einem komplexen politischen Gefüge zu meistern. Experten betonen, dass eine Führung im Stil freier Wirtschaft hier nicht ausreichen wird. Überzeugungsarbeit gegenüber Bundestag, Bundesländern und anderen Ministerien wird essentiell sein. Der Erfolg des neuen Ressorts wird maßgeblich davon abhängen, wie klar die Kompetenzen geregelt und welches Budget zugewiesen wird.
Games-Politik noch ungeklärt
Weiterhin offen bleibt, welches Ministerium künftig für die Games-Politik verantwortlich sein wird. Möglich sind das Wirtschaftsministerium, das neue Digitalministerium, der Kultur-Staatsminister oder das Ressort für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Eine Entscheidung steht noch aus.
Weitere zentrale Personalien
Neben Wildberger wurden zahlreiche weitere Ministerposten benannt. Darunter:
- Johann Wadephul (Auswärtiges Amt)
- Katherina Reiche (Wirtschaft und Energie)
- Karin Prien (Bildung und Familie)
- Thorsten Frei (Chef des Bundeskanzleramts)
- Nina Warken (Gesundheit)
- Patrick Schnieder (Verkehr)
- Alexander Dobrindt (Inneres)
- Dorothee Bär (Forschung, Technologie und Raumfahrt – inklusive Zuständigkeit für die Games-Förderung)
Die SPD wird ihre Ministerliste nach dem Mitgliederentscheid vorstellen.
IMHO: Neue Chancen für den Games-Standort Deutschland
Mit der klaren Zuweisung der Zuständigkeit für Games an das Forschungsministerium unter Dorothee Bär und der Einrichtung eines eigenständigen Digitalministeriums ergeben sich vielversprechende Perspektiven für den Games-Standort Deutschland. Erstmals gibt es spezifische politische Ansprechpartner für Infrastruktur, digitale Innovation und Games-Förderung. Mit Karsten Wildberger übernimmt ein ausgewiesener Experte aus der Telekommunikationsbranche die Verantwortung für den digitalen Ausbau – ein entscheidender Faktor angesichts der wachsenden Bedeutung von Cloud Gaming, KI-Technologien und resilienter digitaler Infrastruktur.
Wildbergers Erfahrung und Fokus könnten die Attraktivität Deutschlands für Entwicklerstudios und Investoren nachhaltig steigern. Gerade in Zeiten angespannter geopolitischer Lagen bietet sich die Chance, Deutschland als europäische Alternative zu den USA zu positionieren. Eine bessere technologische Ausstattung und gezielte Innovationsförderung könnten dem Marktdruck durch niedrigere Löhne im Ausland entgegenwirken und das Fachkräfteangebot hierzulande stärken. Auch Unternehmen, die bislang ins Ausland abgewandert sind, wie Blackshark.AI, könnten Deutschland künftig wieder als wettbewerbsfähigen Standort wahrnehmen. Der zunehmende europäische Einfluss, auch durch Investitionen von Konzernen wie Tencent in deutsche Entwicklerstudios, zeigt das wachsende Potenzial, das durch eine strukturierte Digital- und Games-Politik weiter unterstützt werden kann.