Erstmals wurde in Deutschland mit der Demoszene eine digitale Kulturform in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Der Kölner Verein Digitale Kultur e.V., Initiator der Kampagne „Demoscene – The Art of Coding“, setzte sich erfolgreich für die Anerkennung dieser einzigartigen Gemeinschaft ein, die seit den 1980er Jahren die Grenzen der digitalen Kreativität auslotet.
Die Demoszene entstand mit der Heimcomputer-Ära und widmet sich der Erstellung softwaregenerierter Musikvideos, die in Echtzeit durch selbstgeschriebene Programme entstehen. Was einst als Intro-Vorspann vor gehackten Spielen begann, entwickelte sich über die Jahre zu eigenständigen audiovisuellen Kunstwerken, die sich frei von den Restriktionen kommerzieller Hard- und Software entfalten. Diese Subkultur ist sowohl digital als auch physisch, mit regelmäßigen „Demopartys“ als Treffpunkten für den kreativen Austausch.
Die Anerkennung durch die Kulturministerkonferenz am 19. März 2021 markiert einen Wendepunkt in der Wahrnehmung digitaler Kultur. Bisher wurden weder Videospiele noch Plattformen wie Wikipedia oder YouTube in das UNESCO-Verzeichnis aufgenommen. Mit der Entscheidung für die Demoszene wird erstmals eine digitale Kulturform als schützenswertes Erbe anerkannt.
„Die Demoszene überschreitet seit Jahrzehnten technische und kreative Grenzen und ist ein Paradebeispiel für transnationale digitale Kultur“, so Tobias Kopka vom Verein Digitale Kultur e.V. Für Andreas Lange von EFGAMP e.V., verantwortlich für die internationalen Anträge der Art of Coding Initiative, unterstreicht diese Anerkennung die Bedeutung der Demoszene als genuin europäische Kulturform, die eng mit der Entwicklung heutiger digitaler und gesellschaftlicher Strukturen verknüpft ist.
Nach der Anerkennung in Finnland ist Deutschland das zweite Land, das die Demoszene als immaterielles Kulturerbe anerkennt. Der nächste Schritt sieht vor, ähnliche Anträge in weiteren europäischen Ländern wie Frankreich, Polen und Dänemark zu unterstützen, um letztlich einen transnationalen Antrag für die Aufnahme in das internationale UNESCO-Verzeichnis zu stellen.
Die Anerkennung der Demoszene als immaterielles Kulturerbe würdigt nicht nur deren kreative und technische Innovationen, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die Traditionen dieser digitalen Subkultur. Sie verdeutlicht die historische Bedeutung digitaler Kunst und Technik als kulturelles Erbe, das bewahrt und weiterentwickelt werden muss.
Weitere Informationen zur Demoszene und der Initiative befinden sich unter: www.demoscene-the-art-of-coding.net