Im Laufe der 2010er Jahre begannen führende Spieleentwickler wie EA und Ubisoft, das Konzept der Companion Apps zu erforschen – eine Idee, die das Spielerlebnis über den traditionellen Bildschirm hinaus erweitern sollte. Diese Apps, entwickelt für Spielehits wie „Watch Dogs“ und „Need for Speed“, sollten das Tor zu einer neuen Ära der Spielerinteraktion öffnen. Sie boten nicht nur zusätzliche Inhalte, sondern ermöglichten es den Spielern auch, mit den Spielen auf eine Weise zu interagieren, die zuvor unvorstellbar war. Trotz ihrer innovativen Ansätze blieben diese Versuche weitgehend ungenutzt, nicht zuletzt wegen der technologischen und marktspezifischen Grenzen jener Zeit. Doch in einer Welt, in der mobile Anwendungen und Internetverbindungen allgegenwärtig sind, lohnt es sich, einen Blick zurück – und dann nach vorn – zu werfen.
Die Herausforderungen von gestern:
Zu Beginn der 2010er Jahre standen die Companion Apps vor einer doppelten Herausforderung: einerseits die technologische Infrastruktur, insbesondere im westlichen Markt und noch spezifischer in Deutschland, wo mobile Internetangebote erst in den Kinderschuhen steckten. Langsame Datenverbindungen und begrenzte mobile Abdeckung erschwerten eine flüssige und zugängliche Nutzung der Apps. Andererseits gab es eine marktspezifische Zurückhaltung: Viele Spieler und Kritiker sahen nicht den Mehrwert dieser Zusatzangebote, was teilweise auf die noch nicht vollständig etablierte Kultur mobiler Anwendungen zurückzuführen war.
Die veränderte Welt von heute:
Im Gegensatz dazu steht die heutige technologische Landschaft. Die Verbreitung von Smartphones und die Verbesserungen im Bereich des mobilen Internets haben die Art und Weise, wie wir interagieren, kommunizieren und spielen, grundlegend verändert. Mobile Anwendungen sind zu einem integralen Bestandteil unseres Alltags geworden, und die Infrastruktur in Ländern wie Deutschland hat sich erheblich verbessert, auch wenn sie noch nicht perfekt ist. Diese Entwicklungen schaffen eine solide Basis für das, was Companion Apps immer sein wollten: eine Erweiterung des Spielerlebnisses, die über den Bildschirm hinausgeht.
Warum zögern wir noch?
Trotz der offensichtlichen Fortschritte und des Potenzials für eine Renaissance der Companion Apps zögern Entwickler und Publisher, sich erneut in diese Gewässer zu wagen. Die Gründe sind vielfältig: Die Spieleindustrie hat in den letzten Jahren zahlreiche Umbrüche erlebt, von massiven Entlassungen bis hin zu Budgetkürzungen. Diese Unsicherheiten fördern eine risikoaverse Kultur, in der Innovationen oft hinter sichereren, erprobten Konzepten zurückstehen. Darüber hinaus hat das ursprüngliche Scheitern der Companion Apps möglicherweise zu einem anhaltenden Skeptizismus gegenüber ihrem Wert und ihrer Machbarkeit geführt.
Ansätze der Entwickler
Um zu verstehen, was wir meinen, haben wir hier eine Liste der bekanntesten Companion Apps:
- Assassin’s Creed IV: Black Flag Companion – Diese App bot eine interaktive Karte, die es Spielern ermöglichte, ihre Fortschritte zu verfolgen, Schatzkarten zu erkunden und ihre Flotte zu managen, während sie das Hauptspiel spielten.
- Battlefield 4 Commander – Ermöglichte es Spielern, als Commander in Echtzeit im Spiel zu agieren, indem sie Unterstützung und strategische Anweisungen für ihr Team auf dem Schlachtfeld gaben.
- Watch Dogs: ctOS Mobile – Diese App ließ Spieler gegen andere antreten, indem sie entweder als Hacker agierten, um Hindernisse zu schaffen und die Flucht des Hauptspielers zu erschweren, oder als Fahrer im Hauptspiel.
- Fallout 4 Pip-Boy – Eine immersive App, die es Spielern erlaubte, ihr In-Game-Inventar zu verwalten, Missionen zu verfolgen und Daten in Echtzeit zu sehen, als ob sie einen echten Pip-Boy am Arm trugen.
- The Division Agent Network – Bot den Spielern Zugang zu In-Game-Statistiken, Spielbenachrichtigungen und die Möglichkeit, mit ihrer Gruppe zu kommunizieren und Operationen zu planen.
- Destiny Companion – Ermöglichte es den Spielern, ihre Ausrüstung zu verwalten, mit Clan-Mitgliedern zu kommunizieren und aktuelle Nachrichten und Updates zum Spiel zu verfolgen.
- Need for Speed Network – Enthielt Funktionen wie Autolog, das es Spielern ermöglichte, ihre Statistiken und Fortschritte zu verfolgen, Herausforderungen zu erstellen und mit Freunden zu vergleichen.
- Grand Theft Auto V: iFruit – Eine vielseitige App, die es Spielern unter anderem ermöglichte, ihre Autos zu customizen und für Chop, den Hund eines der Hauptcharaktere, zu sorgen, was wiederum Vorteile im Hauptspiel freischaltete.
Das Potenzial für morgen:
Doch inmitten dieser Zurückhaltung liegt eine ungenutzte Gelegenheit. Spiele wie „Helldivers“ und „Palworld“ könnten von Companion Apps profitieren, die das Spielerlebnis durch interaktive Karten, strategische Planungstools oder sogar AR-basierte Funktionen erweitern. Die Technologie und der Markt sind reif für eine solche Innovation. Eine gut durchdachte Companion App könnte das Engagement vertiefen, die Community stärken und den Spielern neue Wege bieten, ihre Lieblingsspiele zu erleben.
Aufruf zur Innovation:
Die Zeit ist reif für die Spieleindustrie, aus der Vergangenheit zu lernen und die heutigen technologischen Möglichkeiten mutig zu nutzen. Die Wiedereinführung von Companion Apps bietet eine einzigartige Chance, das Spielerlebnis zu bereichern und die Branche voranzubringen. Es geht darum, kreativ zu denken, Risiken einzugehen und die Spieler mit neuen, innovativen Erlebnissen zu begeistern. Lasst uns die Lehren aus der Vergangenheit als Sprungbrett nutzen und nicht als Fessel, die uns hält. Die Zukunft der Companion Apps könnte hell leuchten, wenn wir bereit sind, den Schritt zu wagen.