Mit der Veröffentlichung der neuen Demo des Spiels „63 Days“ bietet das Entwicklerstudio Destructive Creations nun einer breiteren Öffentlichkeit die Möglichkeit, das taktische Indie-Spiel selbst zu erleben. Das Spiel, das in einem realistischen Setting des Zweiten Weltkriegs angesiedelt ist, kombiniert eine packende Erzählung über das Streben nach Freiheit in einem besetzten Polen mit Echtzeit-Taktik-Gameplay.
Setting und Atmosphäre
Das Spiel erzählt die Geschichte zweier Brüder, die während der deutschen Besatzung Polens eine Widerstandsgruppe führen. Spieler schließen sich diesem ungleichen Team an, das versucht, die Kontrolle über seine Heimatstadt wiederzuerlangen, während sie im Schatten operieren, um möglichst unentdeckt zu bleiben. Das historische Setting wird durch eine detailreiche Darstellung Warschaus sowie gut geschriebene Dialoge und hochwertige Sprachausgabe unterstützt. Die Atmosphäre wird durch die intensive Charakterdarstellung verstärkt, wobei die Brüder immer wieder humorvolle und emotionale Momente teilen, die ein Gefühl der Verbundenheit schaffen.
Gameplay und Tutorial
„63 Days“ greift auf bekannte Mechaniken des Echtzeit-Taktikgenres zurück, ähnlich wie es Fans von Klassikern wie „Commandos“ schätzen. Jede Figur verfügt über einzigartige Fähigkeiten, die in den Missionen gezielt eingesetzt werden müssen. Das Tutorial des Spiels überzeugt dabei durch eine gelungene Einführung in die Spielmechanik und vermittelt ein tiefes Verständnis für den taktischen Ansatz des Spiels. Besonders bemerkenswert ist dabei die nahtlose Integration des Tutorials in das eigentliche Spielerlebnis, ohne dass es wie eine separate Lektion wirkt.
Stärken und Schwächen der Mechaniken
Das Gameplay basiert auf Stealth-Elementen, wobei das Ziel darin besteht, Feindkontakt zu vermeiden und die Umgebung zu nutzen, um Missionen möglichst unentdeckt zu bewältigen. Die verschiedenen Charakterfähigkeiten ermöglichen eine Vielfalt an Taktiken, doch gibt es auch Einschränkungen. Manche Spieler könnten das Gefühl haben, dass die Missionen recht linear aufgebaut sind, was in manchen Situationen wenig Freiraum für alternative Ansätze lässt. Ebenso zeigte sich bei der Erkennung von Feinden in bestimmten Szenen Verbesserungspotenzial, da einige Stealth-Elemente nicht immer logisch oder konsistent wirkten.
Die Steuerung des Spiels wies einige ungewohnte Elemente auf. So sind die Funktionen der linken und rechten Maustaste vertauscht, was der etablierten Bedienung in Strategiespielen entgegensteht. Bedauerlicherweise gibt es keine Option, diese Tastenbelegung anzupassen, was die Spielerfahrung unnötig erschwert. Auch die Handhabung kleinerer Gegenstände gestaltete sich als umständlich, da die Präzision beim Anklicken oft unbefriedigend war.
Starke Präsentation und Voice Acting
Ein klarer Pluspunkt von „63 Days“ liegt in der gelungenen Sprachausgabe. Die qualitativ hochwertige Vertonung der Charaktere trägt entscheidend zur dichten Atmosphäre des Spiels bei und verleiht den Figuren Tiefe. Die Dialoge sind sowohl emotional als auch humorvoll und unterstreichen die Bindung zwischen den Protagonisten. Diese liebevolle Charakterzeichnung hebt das Spiel in puncto Präsentation deutlich von vergleichbaren Genre-Vertretern ab.
Hommage an Commandos
„63 Days“ bietet Fans des Echtzeit-Taktikgenres eine gelungene Hommage an Klassiker wie „Commandos“. Die gut inszenierte Geschichte, die durch intensive Sprachausgabe und ein packendes Setting unterstützt wird, macht das Spiel zu einem soliden Erlebnis. Während das Gameplay spannende Momente bietet, leidet es gelegentlich unter eingeschränkter Flexibilität und einem unkonventionellen Steuerungsschema, das die Eingewöhnung erschwert.
Für Spieler, die auf der Suche nach einem taktischen Stealth-Spiel sind, das eine emotionale Geschichte in einem historischen Setting erzählt, lohnt sich der Blick auf „63 Days“. Der Preis mit 34,99 € auf Xbox fällt dabei nur mäßig ins Gewicht. Besonders Fans klassischer Taktikspiele werden viele Anknüpfungspunkte finden, auch wenn einige kleinere Schwächen die Spielerfahrung trüben können. Insgesamt liefert Destructive Creations hier eine solide Indie-Produktion, die trotz einiger Macken mit Herz und Hingabe entwickelt wurde.