Selbstständig machen mit eigenem Game-Studio: GmbH oder UG gründen

Die Gründung eines eigenen Game-Studios in Deutschland bietet nicht nur die Möglichkeit, die eigene Leidenschaft zum Beruf zu machen, sondern bringt auch zahlreiche rechtliche und finanzielle Vorteile mit sich. Dieser Leitfaden beleuchtet den gesamten Prozess der Gründung einer GmbH oder UG, speziell ausgerichtet auf Entwickler in der Game-Industrie.

Potenzial und Chancen eines Game-Studios

Ein erfolgreiches Game-Entwicklungsprojekt, das bereits finanzielle Unterstützung durch Plattformen wie Patreon erhält, birgt enormes Geschäftspotenzial. Entwickler könnten daran denken, das Projekt zukünftig zu skalieren, Anteile zu verkaufen oder Mitarbeiter einzustellen. Eine offizielle Unternehmensgründung in Form einer GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) oder UG (Unternehmergesellschaft) bietet dabei rechtliche Sicherheit und steuerliche Vorteile.

Vorteile der Gründung einer GmbH oder UG

Die Hauptvorteile der Gründung einer GmbH oder UG liegen in der Haftungsbeschränkung und den steuerlichen Anreizen. Bei unvorhergesehenen Ereignissen, wie etwa einem kostspieligen DDoS-Angriff, haftet nicht der Gründer persönlich, sondern die Gesellschaft mit ihrem Vermögen. Dies schützt das Privatvermögen des Gründers effektiv vor Unternehmensrisiken.

Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, Geschäftskosten steuerlich geltend zu machen, was die finanzielle Belastung reduziert. Zudem erleichtert die Gründung einer Kapitalgesellschaft die Aufnahme von Fremdkapital und den Verkauf von Unternehmensanteilen, was bei Einzelunternehmen nicht möglich ist.

Schritte zur Gründung einer GmbH oder UG

Online-Gründung

Seit dem 1. August 2022 bietet die Bundesnotarkammer die Möglichkeit zur Online-Gründung einer GmbH oder UG. Mithilfe der Notar-App und einer speziellen Website können Gründer den gesamten Prozess digital abwickeln, inklusive der Identifikation per eID des Personalausweises oder Reisepasses.

Vorbereitung und Identifikation

Vor der eigentlichen Gründung sollten Entwickler sicherstellen, dass der gewünschte Unternehmensname noch nicht vergeben ist. Dies kann durch eine Anfrage bei der zuständigen Industrie- und Handelskammer erfolgen. Weiterhin ist es ratsam, sich beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) oder dem European Union Intellectual Property Office (EUIPO) zu informieren, um sicherzustellen, dass keine Markenrechte verletzt werden. Eine gründliche Online-Recherche mit Suchmaschinen wie Bing und Google kann ebenfalls helfen, bestehende Unternehmen oder Marken mit ähnlichen Namen zu identifizieren und Konflikte zu vermeiden.

Durch die, aufgrund Corona, beschleunigten digitalen Verfahren, hat die Bundesnotarkammer für einige Digitalisierungen gesorgt. Für die Online-Gründung registrieren sich die Gründer zunächst auf der Website der Bundesnotarkammer (notar.de). Hier werden grundlegende Informationen wie Name, E-Mail und Handynummer erfasst. Um die Identifikation abzuschließen, benötigen die Gründer ein NFC-fähiges Smartphone. Dabei ist es unabhängig von Android (Android 8+) oder iOS (14+). Der NFC-Chip liest die eID des Personalausweises oder Reisepasses aus. Falls der Gründer dem Notar noch nicht persönlich bekannt ist, muss der Personalausweis neben der eID auch eine Lichtbild-Funktion haben. Alternativ genügt ein Reisepass mit Online-Funktion. Wichtig ist auch die Transport-PIN des Personalausweises, die vorab per Post zugeschickt wird.

Erstellung des Gründungsprotokolls

Zusammen mit einem Notar wird das Gründungsprotokoll erstellt. Dieses enthält Informationen zur Rechtsform, den Gründern, dem Stammkapital und dem Gesellschaftsvertrag. Der Gesellschaftsvertrag definiert den Unternehmensgegenstand und die Anteile der Gründer und kann bei Bedarf angepasst werden, was jedoch eine erneute notarielle Beglaubigung erfordert. Um sich einen besseren Eindruck zu verschaffen, gibt es auch sogenannte Musterprotokolle.

Gesellschaftsformen: Unterschiede zwischen GmbH und UG

Die GmbH erfordert ein Stammkapital von mindestens 12.500 Euro bei Gründung, während die UG bereits mit einem Euro gegründet werden kann. Allerdings muss die UG 25 Prozent des Jahresgewinns als Rücklage ansammeln, bis sie ein Kapital von 25.000 Euro erreicht und zur GmbH umgewandelt werden kann. Es ist jedoch ratsam, bereits vor der Gründung die Kosten für Notar, Gründungsdokumente und weitere administrative Ausgaben einzuplanen. Diese können sich auf mehrere hundert Euro belaufen.

Geschäftskonto und Handelsregistereintragung

Ein Geschäftskonto ist für jede Kapitalgesellschaft obligatorisch. Traditionelle deutsche Banken erheben oft hohe Gebühren für Geschäftskonten, daher sollten Gründer alternative Anbieter wie Neo-Banken in Betracht ziehen. Neo-Banken wie Revolut und N26 bieten Geschäftskonten zu vergleichsweise günstigen Konditionen an, oft mit geringen monatlichen Gebühren und kosteneffizienten Transaktionsgebühren. Dies kann insbesondere für Startups in der Game-Industrie erhebliche Kosteneinsparungen bedeuten.

Auswahl des Geschäftskontos

Beim Geschäftskonto fallen monatliche Kosten an. Traditionelle Banken wie die Commerzbank bieten Geschäftskonten ab 12,90 Euro im Monat an, während Neo-Banken oft günstigere Alternativen bieten. Revolut und N26 beispielsweise haben Geschäftskontenmodelle, die mit niedrigeren monatlichen Gebühren auskommen und dabei zusätzliche Vorteile wie integrierte Buchhaltungssoftware bieten.

Steuerliche Vorteile und Pflichten

Kapitalgesellschaften wie GmbH und UG genießen steuerliche Vorteile, etwa durch die Möglichkeit, Betriebsausgaben wie das Geschäftsführergehalt abzusetzen. Dieses Gehalt muss branchenüblich sein, um nicht als verdeckte Gewinnausschüttung gewertet zu werden. Gewinne können entweder durch das Teileinkünfteverfahren oder die Abgeltungssteuer ausgeschüttet werden, je nach individueller Steueroptimierung.

Mitgliedschaften bei Verbänden

Für ein neu gegründetes Game-Studio können Mitgliedschaften in Branchenverbänden von großem Nutzen sein. Organisationen wie der Bundesverband der deutschen Games-Branche (game e.V) bieten wertvolle Netzwerke, Ressourcen und Informationen, die für das Wachstum und den Erfolg eines Game-Studios unerlässlich sind. Diese Verbände setzen sich für die Interessen der Spieleentwickler ein, bieten Schulungen und Workshops an und helfen bei der Vernetzung mit anderen Unternehmen und potenziellen Investoren. Eine Mitgliedschaft kann somit erheblich zur Professionalisierung und Marktentwicklung eines jungen Game-Studios beitragen.

Staatliche Förderungen

Die deutsche Bundesregierung und verschiedene Bundesländer bieten eine Vielzahl von Förderprogrammen an, die speziell auf die Unterstützung der Kreativwirtschaft und der Spieleentwicklung abzielen. Programme wie die Deutsche Computerspiel (DCP), das Medienboard Berlin-Brandenburg oder das Games BW Förderprogramm MFG stellen finanzielle Mittel zur Verfügung, um innovative Spielkonzepte, Prototypen und die Entwicklung marktreifer Spiele zu unterstützen. Diese Förderungen können entweder in Form von Zuschüssen, Darlehen oder Beteiligungen erfolgen und sind oft mit spezifischen Anforderungen und Kriterien verbunden. Ein gründliches Verständnis der Fördermöglichkeiten und eine sorgfältige Antragstellung können erheblich zur Finanzierung und zum Wachstum eines neuen Game-Studios beitragen.

Fazit

Die Gründung eines eigenen Game-Studios als GmbH oder UG bietet Entwicklern in der Game-Entwicklung nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern auch vielfältige steuerliche Vorteile und bessere Möglichkeiten zur Finanzierung und Skalierung ihres Projekts. Die Digitalisierung des Gründungsprozesses vereinfacht den Einstieg erheblich und macht die Gründung eines eigenen Unternehmens attraktiver denn je. Mit einem soliden Businessplan und professioneller Unterstützung, etwa durch einen Steuerberater, können Entwickler ihr Hobbyprojekt erfolgreich in ein profitables Geschäft verwandeln. Die Auswahl eines kostengünstigen Geschäftskontos bei einer Neo-Bank wie Revolut oder N26 kann dabei zusätzlich helfen, die Betriebskosten niedrig zu halten und die finanzielle Flexibilität zu erhöhen. Mitgliedschaften in Branchenverbänden und staatliche Förderungen bieten zusätzliche Unterstützung und Ressourcen, um das Game-Studio erfolgreich zu etablieren und zu wachsen.