Die US-Regierung hat Tencent Holdings Ltd. und Contemporary Amperex Technology Co. Ltd. (CATL) auf eine Liste von Unternehmen gesetzt, die angeblich Verbindungen zur chinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA) haben sollen. Die Aufnahme dieser Firmen könnte weitreichende Konsequenzen für die globale Gaming-Industrie, einschließlich der Aktivitäten von Tencent auf Xbox- und Windows-Plattformen, mit sich bringen.
Hintergrund der Listung
Die sogenannte „Schwarze Liste“ des US-Verteidigungsministeriums ist Teil eines Maßnahmenpakets, das auf eine 2020 von Donald Trump unterzeichnete Anordnung zurückgeht. Ziel ist es, Firmen zu identifizieren, die angeblich die militärisch-industrielle Basis Chinas stärken. US-Unternehmen wird dadurch von Investitionen in diese Firmen abgeraten. Konkrete Sanktionen sind mit der Listung jedoch nicht verbunden.
Reaktionen von Tencent
Tencent hat die Aufnahme in die Liste als Fehler bezeichnet. Ein Sprecher erklärte:
„Wir sind kein militärisches Unternehmen oder Lieferant. Diese Listung hat keine Auswirkungen auf unser Geschäft. Dennoch werden wir mit dem Verteidigungsministerium zusammenarbeiten, um eventuelle Missverständnisse auszuräumen.“
Ein ähnlicher Fall zeigt, dass Unternehmen möglicherweise eine Entfernung von der Liste erreichen können: Xiaomi Corp. wurde 2021 erfolgreich aus dieser Liste gestrichen.
Bedeutung von Tencent für die Gaming-Industrie
Tencent ist das weltweit größte Gaming-Unternehmen und besitzt Anteile oder hält Mehrheitsbeteiligungen an zahlreichen Entwicklern, darunter:
Unternehmen | Beteiligung | Ticker | Games/Engine |
---|---|---|---|
Epic Games | 40% | Nicht börsennotiert | Fortnite, Unreal Engine |
Activision Blizzard | Minderheitsanteil | ATVI (nicht mehr gelistet) | Call of Duty, World of Warcraft, Overwatch |
Riot Games | 100% | Nicht börsennotiert | League of Legends, Valorant |
Ubisoft Entertainment | Minderheitsanteil (über Guillemot Brothers) | UBI (EPA:UBI) | Assassin’s Creed, Far Cry |
Paradox Interactive | Minderheitsanteil | PDX (STO:PDX) | Stellaris, Crusader Kings, Europa Universalis |
Remedy Entertainment | Minderheitsanteil | REMEDY (HEL:REMEDY) | Control, Alan Wake |
FromSoftware | 16% (über Kadokawa Corporation) | 9468 (TYO:9468) | Elden Ring, Dark Souls |
Funcom | 100% | Nicht börsennotiert | Conan Exiles, Dune: Awakening |
Bloober Team | Minderheitsanteil | BLO (WSE:BLO) | Layers of Fear, The Medium |
Lego Video Games | Minderheitspartnerschaft | Nicht börsennotiert | Lego Star Wars, Lego Worlds |
Tencent ist auch ein wichtiger Akteur bei der Veröffentlichung von Spielen auf Xbox und im Windows Store. Spiele wie Fortnite oder League of Legends gehören zu den meistgespielten Titeln auf Microsoft-Plattformen. Auch auf der gamescom 2024 war Tencent stark vertreten. Die Börse hat bereits mit 7% Kursverlust reagiert. Auch die anhängigen Unternehmen sind stark gesunken.
Potenzielle Auswirkungen auf Xbox und Windows Store Games
- Einschränkungen bei Investitionen: Entwickler und Partner von Tencent könnten unter verstärkter Beobachtung stehen, was zukünftige Partnerschaften mit Microsoft beeinflussen könnte.
- Regulatorische Unsicherheiten: Spiele und Plattformen von Tencent könnten von US-Behörden auf Sicherheitsbedenken überprüft werden, was mögliche Verzögerungen oder Einschränkungen bei Veröffentlichungen bedeuten könnte.
- Marktwahrnehmung: Negative Publicity oder politische Spannungen könnten das Vertrauen von Spielern und Investoren in Tencent-Produkte beeinträchtigen.
Spannungen zwischen den USA und China
Die Entscheidung der US-Regierung könnte die ohnehin belasteten Beziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften weiter verschärfen. Ähnliche Schritte haben in der Vergangenheit zu Vergeltungsmaßnahmen Pekings geführt, die US-Firmen wie Tesla und Apple betreffen könnten. In der Gaming-Branche könnte dies zu einem verstärkten Fokus auf lokale Alternativen und weniger Abhängigkeit von Tencent führen.
Die Aufnahme von Tencent in die Liste könnte langfristige Folgen für die Gaming-Industrie und Microsoft-Plattformen haben. Zwar gibt es derzeit keine direkten Sanktionen, doch könnte die politische Unsicherheit Microsoft und andere westliche Unternehmen dazu zwingen, ihre Zusammenarbeit mit Tencent zu überdenken. Da Tencent ein zentraler Akteur im globalen Gaming-Markt ist, bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen eine ähnliche Einigung wie Xiaomi erzielen kann, um die Listung rückgängig zu machen. In der Zwischenzeit könnten Spieler und Entwickler mit Verzögerungen oder regulatorischen Herausforderungen konfrontiert werden.